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Demokratie, Frieden und Entwicklung
Das leisten wir in Afrika

Autor: Maximilian Witte

Die Hanns-Seidel-Stiftung ist weltweit aktiv. Der Fokus unserer Arbeit in Afrika-Subsahara liegt auf nachhaltiger Entwicklung, der Förderung von Sicherheit und einer partizipativen politischen Kultur. In Namibia sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einer Klausur zusammengekommen, um die Zukunft der Stiftungsarbeit in Afrika zu besprechen.

Sina Wieser leitet für die HSS stellvertretend das Referat Afrika südlich der Sahara.

Sina Wieser leitet für die HSS stellvertretend das Referat Afrika südlich der Sahara.

HSS

HSS: Liebe Frau Wieser, Sie kommen gerade aus Namibia zurück, wo sich Mitarbeitende der Hanns-Seidel-Stiftung drei Tage lang zu einer Regionalkonferenz versammelt haben. Worum ging es bei dem Treffen?

Sina Wieser: Zunächst war es wichtig, sich nach der langen coronabedingten Pause, in der Reisen nicht ohne Weiteres möglich waren, wieder einmal persönlich zu treffen. Wir haben uns über den aktuellen Stand der Projekte ausgetauscht. So arbeitet beispielsweise unser Büro in Südafrika seit langem mit dem Institute for Security Studies (ISS), einem renomierten afrikanischen Think Tank, zusammen. Jakkie Cilliers, Leiter des Programms „African Futures & Innovation“, gab spannende Einblicke in die Entwicklungsperspektiven und –potenziale der einzelnen afrikanischen Länder auf dem Weg der Agenda 2063 der Afrikanischen Union. Diese werden durch die individuellen und kombinierten Auswirkungen verschiedener Szenarien auf einer eigens dafür konzipierten Webseite dargestellt. Oder nehmen wir die Demokratische Republik Kongo als Beispiel. Wir arbeiten dort seit den 1990er Jahren mit verschiedenen Projekten im Bereich der Agroforstwirtschaft. Nun befindet sich das aktuelle Projekt in einer Phase, in der es darum geht, wie die auf dem Plateau Batéké tätigen Farmer ihre Produkte, vor allem nachhaltig hergestellte Holzkohle sowie Feldfrüchte, effizienter als bisher vermarkten können. Außerdem haben wir ganz grundsätzlich die Frage diskutiert, wo wir in Zukunft den Fokus unserer Stiftungsarbeit in Afrika-Subsahara setzen wollen.

Und worauf haben Sie sich verständigt?

Unser Stiftungsziel ist die Förderung von Demokratie, Frieden und Entwicklung. Dabei können die Schwerpunkte unserer Arbeit von Region zu Region variieren. Wir haben uns daher auf zwei Querschnittsthemen fokussiert, zu denen die HSS nicht nur in unserem Bereich, Afrika südlich der Sahara, sondern weltweit eine Vielzahl von Projekten umsetzt: Das sind die beiden Themenbereiche Umwelt und Polizeiarbeit, bzw. Sicherheit. Unsere Projekte in der DR Kongo im Umweltbereich habe ich bereits erwähnt. Im Bereich Polizei sind wir unter anderem in Tansania tätig, wo wir seit 2007 eine Partnerschaft mit der Tanzania Police Force haben. Aktuell unterstützen wir dort den Ansatz des „Citizen Friendly Policing“, das auf einen Dialog zwischen Polizistinnen und Polizisten und der Zivilgesellschaft setzt, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Polizei zu stärken. Jetzt arbeiten wir daran, die einzelnen Projekte, die einen ähnlichen Ansatz verfolgen, noch besser miteinander zu vernetzen und die einzelnen Akteure zusammenzubringen. Dadurch können wir Synergieeffekte erzielen und unseren Partnern helfen, ihre Ziele zu erreichen.

Die Diplom-Kulturwirtin Sina Wieser leitet für die Hanns-Seidel-Stiftung stellvertretend das Referat Afrika südlich der Sahara. Sie koordiniert die Projekte der Stiftung in Südafrika, Simbabwe und Angola.

Gerade das Thema Sicherheit hat durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine auch in Afrika eine neue Dimension bekommmen. Können Sie das erläutern?

Das Thema Sicherheit spielt für jeden Staat eine wichtige Rolle. Russland bemüht sich seit Jahren darum, seinen Einfluss auf dem rohstoffreichen afrikanischen Kontinent auszubauen. Dies geschieht unter anderem durch private Söldnerunternehmen, wie die Gruppe Wagner, die über zahlreiche Firmenkonstrukte im Interesse Russlands agieren. So bietet die Wagner Gruppe vornehmlich autokratischen Staaten militärische Hilfe an und hat dort die ehemaligen Kolonialmächte als Militärpartner verdrängt. Im Internet kursieren zahlreiche Videos, die beispielsweise Frankreich als den Feind und Wagner bzw. Russland als Retter in der Not darstellen. Im Gegensatz zu Europa tun sich viele afrikansiche Staaten schwer damit, den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu verurteilen. Einige sind vom Import russischen Weizens abhängig, andere fürchten um die Gunst des mächtigen Investors China, der Russland politisch eindeutig näher steht als dem Westen.

In Europa hängen Umwelt- und Sicherheitspolitik aktuell unter dem Stichwort „Energieunabhängikeit von Russland“ eng zusammen. Welche Rolle kann Afrika hier spielen?

Afrika ist ein ressourcenreicher Kontinent, auch was den Energiesektor betrifft. Nicht ohne Grund besuchte Deutschlands Wirtschaftsminister Habeck mitsamt Wirtschaftsdelegation im Dezember letzten Jahres das südliche Afrika. So bietet zum Beispiel Namibia mit idealen Standorten für die Errichtung von Wind- und Solaranlagen und Zugang zu Ozeanwasser ein enormes Potenzial bei der Herstellung von sogenanntem Grünen Wasserstoff. Dabei wird, mithilfe von erneuerbaren Energien, Wasser mittels Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Dieser Wasserstoff kann in besonders energieintensiven Branchen wie der Stahlindustrie oder der Chemieindustrie Kohle bzw. Erdöl als Energielieferant ersetzen. Dies erfordert allerdings große Investitionen von Seiten der deutschen Wirtschaft. Um sich gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen im Rahmen von Expertenvorträgen und Diskussionsrunden einen Überblick über der geopolitischen Chancen, Herausforderungen und Risiken der Nutzung von Energiequellen in Afrika zu verschaffen, ist der der Arbeitskreis Afrika der CDU/CSU-Bundestagsfraktion während unserer Auslandsmitarbeiterkonferenz nach Namibia gereist. Da viele Länder in Afrika selbst einen hohen Energiebedarf haben, muss uns klar sein, dass eine solch gewaltige Investition (ca. 10 Milliarden US-Dollar) in die zur Erzeugung grünen Wasserstoffs nötige Infrastruktur nur dann nachhaltig sein kann, wenn die Bevölkerung vor Ort direkt profitiert – beispielsweise durch günstigen Strom und Arbeitsplätze in der Region.

Frau Wieser, wir danken Ihnen für das Gespräch.

In Namibia vor Ort war auch eine 11-köpfige Delegation von Mitgliedern der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, außerdem alle Vertreter der Hanns-Seidel-Stiftung aus Subsahara-Afrika sowie das Afrika-Team und die Leitung des Instituts für internationale Zusammenarbeit der HSS-Zentrale in Windhoek, Namibia zusammen mit wichtigen Partnern und politischen Entscheidungsträgern aus Namibia und Südafrika.

Auf der Agenda stand u.a.:

  •  Wirtschaftspartnerschaften: Energie- und Wasserstoffprojekte in Südafrika, Namibia und Deutschland
  • Desinformationskampagnen bösartiger Akteure als Bedrohung für demokratische Errungenschaften, freie und faire Wahlen und Stabilität
  • Afrika in der Welt: Globale Machtverschiebungen und die Auswirkungen auf die Entwicklung in Afrika
  • Rechtsstaatsprojekte der HSF und die Rolle der Zivilgesellschaft und der Strafverfolgungsbehörden zur Wahrung des Konstitutionalismus

Beachtenswert war der intensive Austausch zwischen den Abgeordneten des Deutschen Bundestages, Ministerin Mireille Wenger, MEC Finance & Economics in the Western Cape, einer bayerischen Partnerprovinz in Südafrika, Shawn Modise, Project Management Unit Manager der Northern Cape Economic Development Agency (NCEDA), Nangula Uandja, CEO des Namibia Investment Promotion and Development Boards (NIPDB) und James Mnyupe, Wirtschaftsberater und Sonderbeauftragter für Wasserstoff des namibischen Präsidenten, zum Aufbau dauerhafter und nachhaltiger Partnerschaften, sowie zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur Verbesserung der Energiesicherheit in der Region.

 Es wurden zukunftsweisende Ideen über einen Energiekorridor zwischen Westkap, Nordkap und Namibia diskutiert. Es geht um Freundschaft, Vertrauen und klare Win-Win-Wirtschaftspartnerschaften, mehr gemeinsame Projekte, mehr internationale Investitionen. Wir haben auch die zurückhaltende Positionierung vieler Länder Afrikas südlich der Sahara gegenüber der russischen Invasion in der Ukraine diskutiert und wie dies von den wichtigsten Handels- und Wirtschaftspartnern wahrgenommen wird. Denn Vertrauen, Stabilität und Berechenbarkeit bleiben für Investoren und Partner entscheidend.

Kontakt

Leiterin: Sina Wieser
Afrika südlich der Sahara
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