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Zwischen Kirchturm und Kühltürmen

Das stillgelegte Kernkraftwerk Grafenrheinfeld und das Umland standen im Mittelpunkt des Umweltseminares vom 29. April bis 2. Mai 2016.

Das stillgelegte Kernkraftwerk Grafenrheinfeld und das Umland standen im Mittelpunkt des Umweltseminares der Hanns-Seidel-Stiftung vom 29. April bis 2. Mai. Der Energiemix in der Zukunft nach der Stilllegung der deutschen Kernkraftwerke beschäftigte Vertreter der Wissenschaft ebenso wie das mit der atomrechtlichen Abwicklung beauftragte Landesamt für Umweltschutz (LfU) und die betroffene Standortgemeinde. Denn spätestens 2022 ist das „Aus“ der gesamten deutschen Atomstromproduktion Realität, die technische Abwicklung und Nachbereitung samt Abbau wird dann aber noch Jahrzehnte dauern.

Prof. Dr. Manfred Miosga von der Universität Bayreuth beleuchtete am ersten Abend mögliche künftige Entwicklungen im Rahmen der deutschen Energiewende für die beteiligten Umlandgemeinden rund um das KKW. Im Mittelpunkt seines Vortrages stand der kommunale Klimaschutz nach dem Abkommen von Paris und welche Konsequenzen sich für Gemeinden vor Ort ergeben. Sabine Lutz, 1. Bürgermeisterin von Grafenrheinfeld, erläuterte unter dem Titel "Leben mit und ohne Kernkraftwerk" die kommunale Sicht und die spürbare Auswirkungen auf das Leben der Bürgerinnen und Bürger in den vergangenen Jahrzehnten bis heute. Einerseits sorgte das KKW für gute Gewerbesteuern und war mitverantwortlich dafür, dass die Gemeinde heute sehr finanzstark ist. Andererseits wird das Kernkraftwerk die Gemeinde noch sehr lange beschäftigen, denn der Rückbau bzw. Abbruch ist keine Sache von einigen Monaten sondern von Jahren. Wie geht es weiter ohne das Kernkraftwerk, welche Konsequenzen sind in Sachen Klimaschutz zu ziehen? Auch hierzu nahm Lutz Stellung. Aus ortspolitischen Gründen, so die Bürgermeisterin, sei in absehbarer Zeit ein neues Energienutzungskonzept bzw. ein Klimaschutzplan kein Thema.

Seminarteilnehmer bei der Besichtigung des stillgelegten KKW Grafenrheinfeld

Seminarteilnehmer bei der Besichtigung des stillgelegten KKW Grafenrheinfeld

Den zweiten Tag des Seminars eröffnete ein Vortrag von Altbürgermeister und Seminarleiter Hans Eichhorn zum Thema "Kommunen rund um Kernkraftwerke - Chancen für die Zukunft". Sven Böhringer, Diplom-Physiker vom Landesamt für Umwelt, erläuterte detailliert den atomrechtlichen Vollzug bei der Stilllegung bzw. beim Rückbau von Kernkraftanlagen. Diplom-Ingenieur Christian Conrad aus Kempten beleuchtete das Thema Endlagerung von sog. Atommüll als früherer Leiter der Forschungsstelle für Atomanlagen in Morsleben in der ehemaligen DDR. Die Mehrzahl der wissenschaftlichen Experten kritisierte, dass die Endlagerfrage um Generationen verzögert werden soll, weniger aus Sicherheitsgründen als wegen der schwer bezifferbaren Mehrkosten bzw. Mehraufwendungen.

Für die Teilnehmer bestand am Montag nach dem Seminar noch die Möglichkeit, das stillgelegte Kernkraftwerk Grafenrheinfeld zu besichtigen. Der Rundgang im Werksareal, insbesondere im stillgelegten Reaktor, beeindruckte wegen der sehr hohen Sicherheitsmaßnahmen, wie die Radioaktivitätsprüfungen der Teilnehmer beim Eintritt und Verlassen sowie die vielfach automatisch zutrittsabgesicherten Bereiche.

Für die Teilnehmer bestand am Montag nach dem Seminar noch die Möglichkeit, das stillgelegte Kernkraftwerk Grafenrheinfeld zu besichtigen. Der Rundgang im Werksareal, insbesondere im stillgelegten Reaktor, beeindruckte wegen der sehr hohen Sicherheitsmaßnahmen, wie die Radioaktivitätsprüfungen der Teilnehmer beim Eintritt und Verlassen sowie die vielfach automatisch zutrittsabgesicherten Bereiche.