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JFS-Seminar „Digitale Fotografie“
Üben, üben, üben

Wenn das Sprichwort „Übung macht den Meister“ auf eine journalistische Disziplin besonders zutrifft, dann ist es womöglich die professionelle Fotografie. Das war kurzum die Erkenntnis der Teilnehmer des JFS-Projektseminars „Digitale Fotografie“ im Juli 2014 in Wildbad Kreuth. Eine Handvoll Jungjournalisten war angetreten, um sich von den Referenten die richtigen Kniffe an der Kamera abzuschauen.

Übung macht den Meister - die Fotojournalisten in spe

Übung macht den Meister - die Fotojournalisten in spe

Matthias J. Lange

Gleich zu Beginn wurde klar: Rein technisch war die Fotoausrüstung der Teilnehmer zwar auf dem aktuellen Stand – aber einen Überblick über die zahllosen Funktionen und Feineinstellungen seines Equipments hatte fast niemand. Im Gegenteil: Die meisten Nachwuchsjournalisten hatten zuvor am liebsten auf den Vollautomatik-Modus ihrer Kamera vertraut und waren oft von den teils mäßigen Fotoergebnissen enttäuscht.

Das war die Steilvorlage für Lange und Gerlach, denn die beiden verdeutlichten den Seminarteilnehmern sogleich mithilfe einiger Schnappschüsse die Funktionsweise und vor allem die Unzulänglichkeiten der Automatikeinstellung eines noch so komplexen Fotoapparates. Stattdessen brachten sie die drei grundlegenden Stellschrauben des manuellen Fotografierens ins Spiel: Blende, Verschlusszeit und Lichtempfindlichkeit („ISO“). Alle drei Parameter wirken laut Lange und Gerlach zusammen und beeinflussen die Gesamtbelichtung eines Bildes. Kein Wunder, dass der Begriff „Fotografieren“ von seinem griechischen Wortursprung her so viel wie „Malen mit Licht“ bedeutet. Diese drei Grundeinstellungen wurden sogleich in und um Wildbad Kreuth getestet – in Form von Portraits und Schnappschüssen.

Die Menge gebändigt: alle Teilnehmer des Sommerballs

Die Menge gebändigt: alle Teilnehmer des Sommerballs

Matthias J. Lange

Doch als wären die Teilnehmer nicht schon beschäftigt genug damit gewesen, diese Einstellungen in den verflochtenen Bedienmenüs ihrer Kameras zu finden und zu beherrschen, entpuppten sich diese technischen Regelgrößen nur als die halbe Miete eines gelungenen Fotos. Matthias Lange und Thomas Gerlach wussten noch um zwei weitere Bestandteile – nennen wir sie die „kreative“ und die „soziale“ Komponente einer perfekten Aufnahme. Kreativität beim Fotografieren war nämlich spätestens dann gefragt, als elf Seminarteilnehmer in elf unterschiedlichen Posen ohne besondere Hilfsmittel portraitiert werden sollten. Vogel- oder Froschperspektive, frontal oder von der Seite, stehend, kniend oder sitzend, brav aufgereiht oder als Menschentraube, im Laufen oder im Stehen, Blick in die Linse oder in die Ferne ... Varianten unbegrenzt. So musste jeder der Fotografen in spe spontan erfinderisch werden und drapierte seine elf Modelle kurzum an Geländer lehnend, auf Kreuther Freitreppen lümmelnd oder, der Kleiderfarbe nach sortiert, auf einer Bierbank sitzend. Ganz zu schweigen von der Wahl des passenden Hintergrunds, des richtigen Bildausschnitts oder der besten Kameraposition.

Zu guter Letzt hatten die Teilnehmer den „sozialen“ Aspekt des perfekten Fotos wohl am meisten unterschätzt: Wie bringt man als Fotograf Einzelpersonen, Gruppen oder womöglich ganze Menschenmassen dazu, sich nach Wunsch zu positionieren oder zu bewegen, fotogen dreinzuschauen, und außerdem solange auszuharren, bis auch die letzte Aufnahme im Kasten ist? Die verschiedensten Strategien und Tipps, das Publikum vor der Linse bei Laune zu halten, machten die Runde, bis hin zu vielfach erfolgreich erprobten Kalauern.

Und es stellte sich heraus, dass die Teilnehmer für so manchen dieser Tricks noch dankbar sein sollten, denn am letzten Seminarabend stand der große Praxistest an: die fotografische Dokumentation des Sommerballs der Hanns-Seidel-Stiftung. Über einhundert Stipendiaten hatten sich in Schale geworfen und schwangen das Tanzbein auf dem altehrwürdigen Parkett des Festsaals, eine Band spielte dazu auf, die Küchenmeister hatten ein imposantes Buffet aufgetischt und die Molkehalle war in sanftes Licht getaucht. So jagte eine Fotogelegenheit die nächste, und jetzt musste bei den angehenden Kameraspezialisten jeder Kniff sitzen, um den perfekten Moment für die Nachwelt einzufangen. Und während des Balls wurde einmal mehr deutlich, was so mancher Fotoschüler neben aller Kameratechnik zuvor schon unterschätzt hatte: der Entertainment-Faktor, den ein guter Fotograf beherrschen sollte, um seinen Modellen vor der Linse die richtige Pose zu entlocken und sie damit ins rechte Licht zu rücken – diesmal im übertragenen Sinne.

Felix Bauch

Das Journalistische Förderprogramm für Stipendiaten (JFS) bietet Studierenden an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) und Universitäten eine studienbegleitende Aus- und Weiterbildung mit praxisbezogenen Seminaren und Fachtagungen in den Sparten Zeitungs-, Bild-, Onlinejournalismus, Hörfunk und Fernsehen sowie Veranstaltungen zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen an. Die Förderung ist nicht an bestimmte Studiengänge gebunden, jedoch sollte bei den Bewerbern als Berufsziel eine spätere Tätigkeit im Bereich der Medien gegeben sein.

Universitätsförderung MINT und Medizin
Isabel Küfer, M.A.
Leiterin
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