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Experten aus Marokko, Tunesien und Oman diskutieren:
Toleranz in der Islamischen Welt

Autor: Maximilian Witte

Marokko, Tunesien und Oman stehen für einen weitgehend modernen, moderaten Islam. Um der aktuellen Entwicklung zunehmender gegenseitiger Verständnislosigkeit zwischen Muslimen und Christen auch in Europa entgegenzutreten, kamen Vertreter eines liberalen Islam aus diesen drei Ländern zu Gesprächen und offener Diskussion in München zusammen.

Schon 2012 war im Münchener Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Stiftung die Ausstellung „Tolerance – Understanding – Coexistence. Oman´s Message of Islam“ zu sehen. Die Botschaft, die Idee eines liberal interpretierten, weltoffenen Islam, stieß schon damals auf großes Interesse. Dialog ist heute erforderlich denn je. 

Männel und Merk nebeneinander. Männle ließt aus ihrem Manuskript, Merk wirft ihr einen Seitenblick zu.

„Wir wollen den Blick auf ‚den Islam‘ weiten, Vorurteile ab- und Brücken der Verständigung aufbauen“ (HSS-Vorsitzende, Prof. Ursula Männle)

HSS

„Wir müssen uns kennelernen“

Genau darum bemüht sich die die Hanns-Seidel-Stiftung in internationalen Expertengesprächen und hat Mohammed Al-Mamari aus Maskat, den Projektleiter der Ausstellung von 2012, die Historikerin Dr. Rafiaa Atia von der Ez-Zitouna Universität in Tunis, den Theologen Abdullah Cherif Quazzani (Chouaib-Doukkali-Universität, Marokko), Berater des Marokkanischen Königs und den Theologieprofessor Douglas Pratt von der Uni Bern zu Gesprächen in München begrüßen dürfen.

„Unser Wissen übereinander alleine reicht nicht. Wir müssen uns gegenseitig kennenlernen!“, sagt Al-Mamari aus Maskat im Sultanat Oman und fasst damit den Grundgedanken des Treffens sehr gut zusammen. Auch die Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung, Prof. Ursula Männle, greift das auf: „Wir wollen den Blick auf ‚den Islam‘ weiten, Vorurteile ab- und Brücken der Verständigung aufbauen“, so Männle, die auch Honorar-Konsulin des Königsreichs Marokko und eine profunde Kennerin des Landes ist. Ein Kernauftrag politischer Bildungsarbeit, und damit der HSS, sei es auch, bei aller zulässigen und notwendigen Kritik an manchen Organisations- und Erscheinungsformen ‚des Islam‘, pauschalem und menschenverachtenden Islamhass entgegenzutreten, auch wenn die Bedrohungen, die von manchen Islam-Interpretationen ausgehen, ernst genommen werden müssten.

Arbeitsgruppe an Konferenztisch.

In Marokko, Tunesien und dem Oman wird ein weitgehend liberaler Islam gelebt.

HSS

Chance zur Annäherung

Eine entschiedene Haltung fordert auch Ouazzani. Interreligiöser Dialog ist wichtig für das gegenseitige Verständnis, er sieht aber die muslimischen Autoritäten in der Pflicht. Denn in deutlichen Worten verlangte er von den Führern der Islamischen Welt, vernehmbar zur Toleranz gegenüber Andersgläubigen aufzurufen, wie sie in Marokko üblich sei. Auch Historikerin Atia äußerte ihre Überzeugung, dass der Islam als Teil der Lösung betrachtet werden müsse, denn der Gedanke der Toleranz sei ein wesentlicher Bestandteil dieser Weltreligion. 

Dass dieser Gedanke sowohl im Bayerischen Landtag, als auch im Europaparlament auch von konservativen Parteien hochgehalten wird, beweist Europa-Staatsministerin Beate Merk, MdL. Sie lobt, dass die HSS erneut zum Dialog und Begegnung auf Augenhöhe beitrage und appelliert an die Anwesenden: „Pflegen wir unsere Identität, aber begegnen wir uns immer mit Respekt.“

Gruppe der Gäste und Ursula Männle vor einer Fotostellwand der HSS

Die Hanns-Seidel-Stiftung versteht sich auch als Plattform für interreligiösen Dialog.

Tunesien und das Sultanat Oman machten vor, wie tolerant der Islam sein könne. „Muslime, Christen, Hindus und Anhänger anderer Religionen leben dort friedlich zusammen“, so Merk. Das zeige, dass es ‚den Islam‘ nicht gebe. Vielmehr prägten immer die Menschen das Bild einer Religion. „Mit diesem Bild eines modernen Islam wird der radikale Islamismus als Zerrbild entlarvt“, sagt Merk. „In Marokko, Tunesien und im Oman steht der Islam für Lebensfreude, Kultur, Gerechtigkeit, Toleranz und Frieden. Das macht Mut und weckt die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben weltweit.“

In Marokko ist die HSS seit 1987 tätig, in Tunesien seit 1989. Verbindungen zum Oman bestehen unter anderem durch die Organisation der Wanderausstellung „Tolerance – Understanding – Coexistence. Oman´s Message of Islam“, die aktuell in Neu-Ulm gastiert.