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HSS-Thementag
Sozialpolitik aktuell

Autor: Konrad Teichert

Sozialpolitik ist vielfältig und umfasst gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Dimensionen. Ob Familie, Pflege, Hospiz- und Pallitativersorgung oder Ehrenamt, kluge und bürgernahe Sozialpolitik stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt und ist die Basis für ein gutes und christliches Miteinander. Wie dies in der Praxis aussieht und welche Herausforderungen in bestimmten Bereichen wie gemeistert werden können, haben wir am Thementag Sozialpolitik eingehend diskutiert.

Unsere Experten: die Referenten am Vormittag des Thementages

Unsere Experten: die Referenten am Vormittag des Thementages

Die Sozialpolitik steht heute bedingt durch grundsätzliche Entwicklungen vor einer großen Zahl an Herausforderungen. Die sogenannten Megatrends, wie der demografische Wandel, verbunden mit einer älter werdenden Gesellschaft oder die Digitalisierung setzen den Rahmen. Besonderes Augenmerk verlangt die älter werdende Gesellschaft und ihre Auswirkungen wie auf die Pflege. So werden in Bayern nach einer Studie im Jahr 2035 die Zahl der Pflegebedürftigen um 50 Prozent auf etwa eine halbe Millionen Menschen zunehmen. Die Folge eines weiteren weltweiten Trends, der Urbanisierung, wird aktuell besonders diskutiert: bezahlbarer Wohnraum. Die Landflucht und die wirtschaftliche Anziehungskraft von Metropolen begünstigen die Entstehung von Ballungsregionen weltweit. Konkrete Folgen dieser Entwicklung: Der Wohnraum wird dort teurer und Mobilität zu einer Herausforderung. Aber auch der Wandel von Werten und Normen, soziokulturelle Herausforderungen und Migration führen zu gesellschaftlichen und sozialpolitischen Veränderungen. So hat sich beispielsweise das Familienbild vom klassischen Vater-Mutter-Kind-Konzept mit einer klaren Rollenverteilung verändert.

Gabriele Stark Angermeier, Vorständin des Caritasverbands München und Freising

Gabriele Stark Angermeier, Vorständin des Caritasverbands München und Freising

Unser Wohlstand, unsere hohen Lebensansprüche, unser System der sozialen Sicherheit, hängen von der Leistungsfähigkeit und der Ertragskraft unserer Wirtschaft ab, so beschrieb Franz Josef Straus sehr zutreffend diese Verflechtung. Eine Aussage, die heute noch mehr Bedeutung hat als zuvor. Nicht umsonst wird in der politischen Diskussion oft gute Arbeitsmarktpolitik mit guter Sozialpolitik gleichgesetzt. Daher wird im Zeichen der Globalisierung und der sich durch Digitalisierung rasant wandelnde Arbeitswelt folgerichtig auch diskutiert, wie das Erfolgsmodell der sozialen Marktwirtschaft als Ordnungsmodell auf diese Entwicklungen reagieren kann. Klar ist, dass Sozialpolitik vielfältig und eng verbunden mit der Wirtschaftspolitik ist sowie viele gesellschaftliche und politische Dimensionen umfasst. Dabei gilt grundsätzlich: kluge und bürgernahe Sozialpolitik in den Bereichen Familie, Pflege, Hospiz- und Pallitativersorgung und Ehrenamt stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt und damit unsere Basis für ein friedliches und solidarisches Zusammenleben.

Diese wichtigen Entwicklungen haben wir aufgegriffen und in den Mittelpunkt gestellt. Wie diese in der Praxis aussehen und welche Herausforderungen in bestimmten Bereichen wie gemeistert werden können, haben wir am Thementag Sozialpolitik eingehend diskutiert.

Unsere Kooperationspartner

Ganz besonders danken wir unseren Kooperationspartnern, dem Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V. und dem Bayerischer Hospiz- und Palliativverband (BHPV), für die Zusammenarbeit und gemeinsame erfolgreiche Umsetzung des ersten Thementages Sozialpolitik.

„Was brauchen Familien in Ballungsräumen?“

Welche Unterstützung benötigen Familien in der Großstadt ganz konkret? Unter diesen Fragestellungen diskutierten und informierten sich Interessierte und Fachleute aus Wissenschaft, Politik und den Sozialverbänden im Rahmen des Thementags. Dies und mehr wurde auch auf der Grundlage von fachpolitischen Forderungen diskutiert, die im Rahmen zweier vorherigen Fachtagen der Caritas München erarbeiteten worden waren, um Familien in ihrem Alltag zu unterstützen,.

„Ganz normale Familien“: Unter diesem Titel betrachtete Prof. Dr. Michaela Gross-Letzelter, Professorin für Soziologie an der Katholischen Stiftungshochschule in ihrem einleitenden Vortrag Familien im Spannungsfeld zwischen elterlichen Wünschen und Rahmenbedingungen des gemeinsamen Lebens in der Großstadt. Auch der Wandel des klassischen Familienmodells und seine Auswirkungen wurde thematisiert.

Die Forderungen für Familien in München der Caritas konnten von den Teilnehmern kommentiert werden.

Familien erreicht man am besten dort, wo „Familie auf Institution“ trifft, in den Kitas und der Schule. Hier können sie in ihren täglichen Herausforderungen gut unterstützt werden, diese Erfahrung gibt es unter anderem in den Angeboten Familienservicezentren der Caritas aber auch der KiTZ der Stadt München“, so Gabriele Stark Angermeier, Vorständin des Caritasverbands München und Freising in der anschließenden Podiumsdiskussion. 

Besonders wichtig sind dabei niedrigschwellige, vielfältige und ortsnahe Angebote für Familien durch kompetente Fachkräfte, sogenannte „Lotsen“, als vertrauensvolle Ansprechpartner. Das betonten unisono Volker Hausdorf vom Stadtjugendamt und Dr. Sandra Dlugosch vom Sozialdienst katholischer Frauen München.

Die Notwendigkeit dieser Arbeitsweise bestätigte Tina Pickert, Jugendbeauftragte des Bezirksausschusses Milbertshofen. Doch wie erreicht man die Familien mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen? Tina Pickert wünsche sich die Stärkung von Begegnungsstätten – wie im Dialogcafé München -, damit Menschen aus verschiedenen Kulturen miteinander ins Gespräch kommen.

Um den sozialen Zusammenhalt vor allem in Ballungsräumen zu erhalten und zu stärken müssten vor allem die sozial benachteiligten Familien gestärkt werden und Orte der Begegnung und gegenseitiger Unterstützung gefördert werden, so die Schlussfolgerung der Protagonisten einer sehr anregenden Podiumsdiskussion.

Angebote der Hospiz- und Palliativversorgung

Mit dem 2015 verabschiedeten Hospiz- und Palliativgesetz wird sterbenden Menschen ein besonderes Recht auf menschliche Zuwendung, Versorgung, Pflege und Betreuung in ihrer letzten Lebensphase zugestanden. Der Bayerischer Hospiz- und Palliativverband (BHPV) und die Hanns-Seidel-Stiftung haben der Hospizkultur und Palliativversorgung in stationären Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern, in denen viele Menschen ihre letzte Lebensphase verbringen, besondere Erwähnung geschenkt.

Wen kann ich ansprechen und was muss ich wissen? Einen Einblick in diese Thematik lieferten Heike Bach, Monika Anzinger und Peter Kern anhand von teils sehr emotionalen Fallbeispielen. Das Auditorium antwortete mit Stille, zeigte sich sehr berührt und verstand die Wichtigkeit dieser Thematik. Frau Beck betonte infolgedessen besonders den gesellschaftlichen Auftrag ihrer Tätigkeit. Im Anschluss an die Vorträge stellten die Teilnehmer zahlreiche Fragen zu den einzelnen Praxisbeispielen sowie zu persönlichen Situationen.

Ministerialrat Rüdiger Alfery: Finanzierung der Alterssicherung muss generationengerecht und nachhaltig sein.

Ministerialrat Rüdiger Alfery: Finanzierung der Alterssicherung muss generationengerecht und nachhaltig sein.

Rentenpolitik und künftige Herausforderungen

Wie sehen das aktuelle Rentenmodell und die Fakten zur Altersarmut aus? Welche Auswirkungen hat der demografische Wandel und welche Perspektiven und Maßnahmen sind im Koalitionsvertrag enthalten? Was beinhaltet das kürzlich beschlossene Rentenpaket? Diesen interessanten Fragen stellte sich Ministerialrat Rüdiger Alfery am Thementag: Die grundsätzlichen Ziele der Alterssicherungspolitik haben sich trotz veränderter Rahmenbedingungen nicht geändert, so Rüdiger Alfery.

Die Finanzierung der Alterssicherung muss generationengerecht und nachhaltig sein. Der Aufbau einer den Lebenstandard sichernden Altersvorsorge in den drei Säulen der Alterssicherung und das Prinzip, dass die Rente Spiegel des Erwerbslebens bleiben soll, sollen auch künftig gelten. Die letzte systemverändernde Rentenreform wurde im Jahr 2001 mit Einführung der Riesterrente umgesetzt. 

Unsere Referenten am Nachmittag. 3.v.r Bernhard Seidenath, MdL, neben Tina Pickert, CSU (4.v.r.)

Unsere Referenten am Nachmittag. 3.v.r Bernhard Seidenath, MdL, neben Tina Pickert, CSU (4.v.r.)

17 Jahre später hat die Rentenkommission von der Bundesregierung den Auftrag erhalten, bis zum März 2020 Vorschläge zu erarbeiten, wie das Rentensystem über 2025 nachhaltig gesichert und fortentwickelt werden kann. 

Die gesetzliche Rentenversicherung mit dem bewährten Umlageverfahren ist derzeit in einem sehr guten Zustand. Wie wird sie sich langfristig entwickeln, lautete eine Frage, wo jetzt doch die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen?

Das Gros der Babyboomer (Geburtsjahrgänge 1955 – 1965) wird ab 2023 verstärkt in Rente gehen und die Auswirkung des demografischen Wandels auf die Anzahl der Rentenempfänger etwa im Jahr 2035 deutlich sichtbar werden. Daher ist ein nachhaltiges Rentenkonzept gefragt, welches nicht nur die nächsten zehn, sondern die nächsten 30 Jahre im Blick hat.

Welche Jobs sind durch Digitalisierung in Deutschland gefährdet und welche neuen Berufsfelder entstehen? Dr. Nina Czernich vom ifo Institut München erläuterte die aktuelle Entwicklungen.

Welche Jobs sind durch Digitalisierung in Deutschland gefährdet und welche neuen Berufsfelder entstehen? Dr. Nina Czernich vom ifo Institut München erläuterte die aktuelle Entwicklungen.

Arbeitswelt im Wandel, Soziale Marktwirtschaft und Grundeinkommen

Bereits im Jahr 1978 titelte der Spiegel, dass die Roboter den Menschen die Arbeitsplätze wegnehmen. Dies zeigt, dass die Digitalisierung bereits vor Jahrzehnten begonnen hat. Sie hat aufgrund des rasanten technologischen Wandels und deren praktischer Umsetzung in Wirtschaft und der Gesellschaft nun an einer nicht nur schwer zu überbietenden Aktualität hinzugewonnen.

Bereits heute ist ein Viertel der Berufe in Deutschland theoretisch durch künstliche Intelligenz und/oder Maschinen ersetzbar. Aber nur, weil theoretisch 100% digitalisierbar sind, bedeute dies nicht, dass es in Zukunft keinen Bäcker mehr geben wird, beschrieb Dr. Roland Deinzer die aktuelle Diskussion.

Bisher kam es nicht dazu, dass durch die Einführung der Roboter und digitalen Möglichkeiten, ein Beschäftigungsrückgang in Deutschland verzeichnet wurde. Berufe fallen nicht weg, sondern ändern sich! Allerdings haben sich strukturelle Verschiebungen der Beschäftigung von Industrie zur Dienstleistung ergeben.

Geballte Kompetenz am Nachmittag

Geballte Kompetenz am Nachmittag

Gefragte Kompetenzen für eine digitale Arbeits- und Lebenswelt sind persönliche Kompetenz, Umgang mit Daten, Digitalisierungskompetenzen, soziale Kompetenzen, technologiebezogene Fähigkeiten, beschrieb Dr. Rahild Neuburger den Wandel.

Wie sieht die Arbeit in Zukunft aus? Wo verläuft die Grenze zwischen Arbeitszeit und Freizeit künftig? Wie genau das Arbeiten im Jahr 2050 ausschauen wird, kann man angesichts der rasanten Entwicklungen sicher nur schwer erahnen.

Kreativität und individuelle Ideen können durch Digitalisierung nicht ersetzt werden. Und dennoch wird der Einfluss der Technik auf die Arbeit größer werden: In Japan bewerten Roboter – so ein anschauliches Beispiel - auf Facebook wie gut sie von Monteuren repariert wurden.

Dies ist zugleich eine der großen Herausforderungen für die soziale Marktwirtschaft im digitalen Wandel. Der Fortschritt erfolgt heute in wenigen Jahren anstatt in Jahrzehnten passieren. Der Menschen muss in derselben Geschwindigkeit in der die Digitalisierung voranschreitet auf neue Aufgaben und Berufsbilder vorbereitet werden (lebenslanges Lernen), fasste Dr. Nina Czernich vom ifo Institut München zusammen.

Das Versprechen, Wohlstand für alle zu schaffen, gelingt nur, wenn die Aus- und Weiterbildung der Bevölkerung im Umgang mit digitalen Mitteln forciert wird.

Arbeit 4.0 wird langfristig Produktivität, Wertschöpfung und Lohnsummen steigern. Diese Entwicklung stieß das oft diskutierte Konzept des Grundeinkommens erneut an. Klammert man die Frage nach der Finanzierung aus, muss man sich zuerst der Frage stellen, ob das Grundeinkommen mit den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft vereinbar bzw. vertretbar ist? Marktheoretisch würden die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft dem Konstrukt eines bedingungslosen Grundeinkommens nicht entgegenstehen. Preis- und Wettbewerbsmechanismus könnten weiter funktionieren, analysiert Dr. Deinzer, aber der kritische Punkt sei, ob das Grundeinkommen dem Geiste von Arbeit als Wert an sich nicht entgegensteht und daher das Grundverständnis von der sozialen Marktwirtschaft widerspricht.

Dies ist ein Umstand der Rechnung zu tragen ist. Arbeit schafft Würde, Anerkennung und Wertschätzung. Den Fragen nach Kreativität und Motivation zur Weiterbildung muss sich das Konzept des Grundeinkommens ebenso stellen, denn „Arbeit ist nicht irgendetwas. Es gehört zur Grundkonstitution des Menschseins, dass ich für mich und meine Familie etwas schaffe, das von Wert ist. Deshalb muss man darauf achten, dass das Normalarbeitsverhältnis als Säule einer freien Gesellschaft auch in digitaler Zukunft nicht gekappt wird.“ (Kardinal Marx, Süddeutsche Zeitung, 18.11.2017)

Wie organisieren wir die Pflege der Zukunft?

Wie organisieren wir die Pflege der Zukunft?

Pflege in Zukunft

„Jeder dritte Schulabgänger mit mittlerem Schulabschluss wird in der Pflege gebraucht“, beschrieb Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath die Herausforderung für die zukünftige Situation in der Pflege, geht man doch von voraussichtlichen Anstieg auf 500.000 Pflegebedürftige in den nächsten 15 Jahren in Bayern aus. Mit der Aussage, Pflege können nicht alle, wies der Landtagsabgeordnete Diskussionen ab, alle Migranten schlichtweg als Pflegekräfte einzusetzen. Für die hochschulische Pflegeausbildung als ein wichtiger Beitrag zur Beibehaltung und Verbesserung der Pflegequalität warb Prof. Jürgen Härlein, auch um den stetig komplexer werden Pflegebedarfen und –situationen gerecht zu werden.

Bernhard Seidenath, MdL, diskutierte angeregt mit Prof. Jedamzik und Prof. Härlein über zukunftsfähige Lösungen für die Herausforderung der Pflege.

Bernhard Seidenath, MdL, diskutierte angeregt mit Prof. Jedamzik und Prof. Härlein über zukunftsfähige Lösungen für die Herausforderung der Pflege.

Wichtig ist vor allem, dass wir die Pflegenden länger als die aktuell durchschnittlich sieben Jahre in ihrem Beruf halten und die Attraktivität des Pflegeberufs sowie auch die gesellschaftliche Anerkennung erhöht wird, stimmten beide Experten unisono überein. Hierfür müssen die Arbeitsbedingungen weiter verbessert werden. Unter der Moderation von Michaela Lochner entwickelte sich eine lebhafte und interessante Diskussion, in welche auch die neuen Möglichkeiten durch Technik beleuchtet wurde.

Digitalisierung bietet hier zahlreiche Chancen, aber sie leistet noch mehr. Sie fördert die patientenzentrierte Sicht mittels Zugang zu Gesundheitsdaten, wobei die Sicherheit durch höchste Datenschutzanforderungen gewährleistet sein muss.

Welche Potentiale bietet das ehrenamtliche Engagement bei der Integration von Menschen mit Fluchthintergrund?

Welche Potentiale bietet das ehrenamtliche Engagement bei der Integration von Menschen mit Fluchthintergrund?

Integration durch Ehrenamt

Das Ehrenamt ist das Rückgrat unserer Gesellschaft. Ein Ehrenamt auszuüben bedeutet, die Gesellschaft mitgestalten zu können, sich einzubringen, und mit anderen Menschen zusammen zu kommen. Deswegen ist es umso wichtiger, weiterhin Anreize für ehrenamtliches Engagement zu schaffen und die Infrastruktur dafür zu fördern.

Welche Potentiale bietet das ehrenamtliche Engagement bei der Integration von Menschen mit Fluchthintergrund? Welche Hürden gibt es und was sind die Antworten darauf? Wie wir diesen begegnen können, das war eine der Fragen, mit welcher sich. Andreas Voßeler (Willkommen-in-München.de), Dr. Gerlinde Wouters (FÖBE), Sayed Sayedy (Asylsozialberater), Tina Pickert (CSU) und Nadia Andreae (Caritas Fachbereich Integration) auseinandersetzten.

Die Idee, dass mehr Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund sich ehrenamtlich engagieren könnten, ist nicht neu. Denn der Ansatz ist vielversprechend: „Ehrenamtliches Engagement bietet einfach eine sehr gute Chance, um Kontakte zu knüpfen und Beziehungen aufzubauen. Das ist nicht nur persönlich, sondern auch wenn es um Wohnung und Arbeit geht sehr hilfreich – gerade auch für Menschen mit Fluchthintergrund“, schildert Dr. Gerlinde Wouters. Sayed Sayedy, selbst geflohen aus Afghanistan, bestätigt diese Einschätzung: „Der Wunsch der Menschen ist oftmals, mit ‚ganz normalen Deutschen‘ zusammen zu sein.

Sabine Schuster, Fachreferentin für Soziale Arbeit Diözesancaritasverband München sprach über Ehrenamt in Stadt und Landkreis und Solidarität.

Sabine Schuster, Fachreferentin für Soziale Arbeit Diözesancaritasverband München sprach über Ehrenamt in Stadt und Landkreis und Solidarität.

Ein Engagement bietet da eine gute Möglichkeit, um auch außerhalb der eigenen Kreise Anschluss zu finden.“ Doch was in der Theorie so einfach klingt, stößt in der Praxis auf Hürden. Das Interesse von Menschen mit Fluchthintergrund an einem Ehrenamt ist begrenzt. Wenn die persönliche Zukunft noch unsicher ist und das eigene Schicksal sehr im Vordergrund steht, ist es schwierig, Menschen für ein Ehrenamt zu motivieren, lautete eine Quintessenz der Runde. Zuerst müssen immer die Grundbedürfnisse der Menschen erfüllt werden; dann steigt auch wesentlich die Motivation, sich ehrenamtlich zu engagieren. Zudem können bereits ehrenamtliche Engagierte mit Fluchthintergrund als motivierende Vorbilder fungieren, unterstrich Sayedi in der Abschlussdiskussion.

Stadtrat Marian Offman, Ralf Sorg, Immobilienverband IVD Süd, und Andreas Pritschet, Vorstand VdW Bayern (Vortragender), diskutierten rege mit den Teilnehmern.

Stadtrat Marian Offman, Ralf Sorg, Immobilienverband IVD Süd, und Andreas Pritschet, Vorstand VdW Bayern (Vortragender), diskutierten rege mit den Teilnehmern.

Können wir uns das Wohnen in Zukunft noch leisten?

Das Thema „Bezahlbares Wohnen“ ist emotional aufgeladen, wie die Veranstaltung im Rahmen des Thementages gezeigt hat. Die Zuhörer schüttelten den Kopf als Ralf Sorg erklärte, dass der Grundstückpreis in München von 1000 €/m² im Jahr 2009 auf über 2700 €‘/m im Har 2018 gestiegen ist.

Dennoch sieht der Geschäftsführer des Immobilienverbands IVD Sued keine Immobilienblase in München wachsen, die materiellen Gegenwerte seien ja da. Andreas Pritschet vom Verband bayerischer Wohnungsunternehmen betonte, dass es vier Voraussetzungen aus seiner Sicht benötige, um künftig bezahlbaren Wohnraum schaffen zu können:

  • bezahlbares Bauland
  • langfristiger verlässlicher Förderrahmen
  • konstruktiver, regulatorische Rahmen (weniger Auflagen)
  • wirtschaftliche Baukosten

Nur dann wird die derzeitige Zeit für Planung und Bau von 48 Monaten (2017) wieder sinken (Vgl.: 2015: 29 Monate). Stadtrat Marian Offman gab einen Einblick in die Anstrengungen der Landeshauptstadt München, um bezahlbaren Wohnraum zu realisieren, setzte sich aber auch kritisch mit den Entwicklungen auseinander.

Wie programmiere ich meinen eigenen Roboter?

Wie programmiere ich meinen eigenen Roboter?

Digitalwerkstatt für Kinder und Jugendliche

In einer parallel stattfindenden Digitalwerkstatt wollten Roboterautos gebaut, Heliumballons mit Kamera in die Luft losgelassen oder 3D-Drucker bestaunt werden. Die jüngsten Teilnehmer konnten mit gelaserten Holzteilen basteln und diese anschließend bunt bemalen. Am Nachmittag wurde unter freiem Himmel mittels der Heliumballons Bilder "von oben"  geschossen.

Für junge Nachwuchsentwickler gab es das Angebot,  Roboterautos zu programmieren und anschließend in einem Parcour zu testen. Die Zukunft erahnen konnten die Kinder später beim Anfassen und Ausprobieren eines 3D-Druckers. Damit konnten bayerische Löwen oder auch eigene digitale Kreationen gedruckt werden. 

Der nächste Thementag der Hanns-Seidel-Stiftung am 30. März 2018 ist schon in Planung. Besuchen Sie uns bis dahin auf hss.de/veranstaltungen.

Wir freuen uns auf Sie!

Wirtschaft, Finanzen, Arbeit, Soziales
Konrad Teichert
Leiter