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Sicher auftreten und gut ankommen

Was kann ich gegen Lampenfieber tun? Wie führe ich eine Podiumsdiskussion, ohne die Kontrolle darüber zu verlieren? Wie komme ich beim Publikum an? Mit diesen Fragen gingen die Stipendiaten in das Seminar "Journalisten in der Moderationsrolle - glänzende Gespräche führen". In den Tagen vom 14. bis 16. im März 2014 lernten die Teilnehmer viel über das eigene Auftreten.

Journalisten in der Moderationsrolle

Journalisten in der Moderationsrolle

Isabel Küfer

Was kann ich gegen mein Lampenfieber tun? Wie führe ich eine Podiumsdiskussion, ohne die Kontrolle darüber zu verlieren? Wie komme ich besonders gut beim Publikum an? Mit diesen Fragen gingen die Stipendiaten der Hanns-Seidel-Stiftung in das Seminar „Journalisten in der Moderationsrolle - glänzende Gespräche führen“ von Dr. Cornelia Wolfgruber. In den Tagen vom 14. bis 16. im März 2014 lernten die Teilnehmer viel über das eigene Auftreten.

„Fahrrad - damals in der Bibel, da gab es noch keine Fahrräder. Hätte es schon welche gegeben, wären Maria und Josef vielleicht nicht auf einem Esel auf die Suche nach einer Herberge gegangen, sondern auf einem Drahtesel.“  Solche Geschichten kommen heraus, wenn man einer Gruppe von Stipendiaten ein paar Begriffe zuwirft, zu denen sie sich dann spontan eine Geschichte überlegen müssen. Die anderen Teilnehmer schreiben sich währenddessen die Wörter auf, die von dem Vortragenden besonders gut umgesetzt werden. An dem Publikums-Voting lässt sich dann ablesen, welche Wörter wegen eleganter Vortragstaktiken am besten bei einem Publikum ankommen - Neologismen, Polaritäten, Wiederholungen, Absurditäten, unterstützende Mimik und Gestik, ein aktueller Anlass und Humor, machen eine Rede dynamisch. Bei der sogenannten „Stichwortübung“ gab es die flamingofarbene Bratwurst genauso wie das Heimkino, dass durch die Erhöhung des Büchergeldes eingerichtet werden konnte und sogar mit pariserrotem Teppich und mailandblauen Vorhängen ausgestattet ist. Außer, dass die Übung urkomisch ist, trainiert man damit auch die Schlagfertigkeit und das spontane Sprechen vor einem Publikum.

Besonders wichtig: Körpersprache und Stimme

Soweit zum Seminarauftakt – am nächsten Tag stand dann erst einmal Theorie auf dem Stundenplan: Wie stelle ich mich hin, wenn ich einen Vortrag halte? Oft kann es unabsichtlich passieren, dass man dem Publikum gegenüber ablehnend oder sogar in abschätziger Haltung gegenüber steht.

Um nicht nonverbal Negatives zu vermitteln, sollte man sich hüftbreit hinstellen und die Hände locker zirka unter der Brust haben. Das ist die optimale Haltung. Im Gegensatz dazu vermitteln Hände, die auf der Hüfte abgestützt oder hinter dem Kopf verschränkt sind, aggressives Verhalten. Wer die Hände in die Hosentaschen steckt, zeigt, dass er nervös ist. Neben der Körpersprache ist auch die Stimme besonders wichtig, um Inhalte interessant zu verkaufen. Um am Anfang des Vortrages keine zittrige Stimme zu haben und das Lampenfieber etwas zu senken, kann man folgendes machen: ein-, ausatmen und zählen. „Eins, zwei…ich lasse etwas Luft heraus und spreche erst auf drei.“

Gina Glitter und die Fastfood liebende Volksseele Frau Burger

Nachdem die Teilnehmer zusammen mit Dr. Cornelia Wolfgruber einige Talkshows auf die Darstellungs-Taktiken der einzelnen Gäste und der Moderatoren untersucht haben, wurde das Gelernte am Nachmittag dann auch in die Praxis umgesetzt.

In zwei Gruppen aufgeteilt, machten die Stipendiaten Podiumsdiskussionen zu den Themen „Fertigpizza oder Gourmetdinner - wie ernährt sich Deutschland?“ und „Promibonus - dürfen Promis alles?“ Dabei nahmen die Stipendiaten verschiedene Rollen ein, beispielsweise eine Fastfood Liebhaberin, eine leicht esoterische Biobäuerin, die mit ihren Füßen die Energie der Erde übernimmt oder Gina Glitter, die Prominente mit Glitzer-Faktor. Als die Podiumsdiskussionen unter viel Gelächter aufgezeichnet waren, sollte die jeweils andere Gruppe die Wirkung der Stipendiaten in ihren Rollen beurteilen - Wer hat überzeugt, mit welchen Argumenten? Die anschließende Analyse der beiden Videos war überraschend und ebenso ernüchternd: Gute Argumente überzeugen oft nicht, es ist die Wirkung der Personen, die bei dem Publikum in Erinnerung bleibt.

Wissen, wie man wirkt

Die Stipendiaten werden wohl nicht mehr Talkshows schauen, ohne dabei das Verhalten der Gäste nach Ethos (Glaubwürdigkeit), Pathos (emotionaler Zustand) und Logos (Argument) zu analysieren. Das Entscheidende ist, zu wissen wie man wirkt und welches „Behavior“ man sich in der Öffentlichkeit selbst aufsetzt. Dabei darf man durchaus Ecken und Kanten zeigen, damit das Auftreten natürlich und nicht zu glatt wirkt. Die Kniffe für einen perfekten Vortrag sind: eine dynamische Stimme, eine lockere Haltung, Mimik und Gestik, die die Argumente unterstützt, und eine emotionale Ansprache der Zuschauer. Wenn man das Ganze noch mit ein bisschen Humor in Form einer flamingofarbenen Bratwurst anreichert, dann steht einer guten Moderation nichts mehr im Weg.

Bericht: Anna Ellmann

Das Journalistische Förderprogramm für Stipendiaten (JFS) bietet Studierenden an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) und Universitäten eine studienbegleitende Aus- und Weiterbildung mit praxisbezogenen Seminaren und Fachtagungen in den Sparten Zeitungs-, Bild-, Onlinejournalismus, Hörfunk und Fernsehen sowie Veranstaltungen zu gesellschaftspolitisch relevanten Themen an. Die Förderung ist nicht an bestimmte Studiengänge gebunden, jedoch sollte bei den Bewerbern als Berufsziel eine spätere Tätigkeit im Bereich der Medien gegeben sein.

Universitätsförderung MINT und Medizin
Isabel Küfer, M.A.
Leiterin
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