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Migration und Integration

Das Thema Migration und Integration führte am 4. Juni 2016 fast 40 Teilnehmer zu einem Tagesseminar nach Schloss Sinning. Behandelt wurden auch die Ängste, die Einheimische und Ankommende immer wieder bewegen.

Einige Referenten der Tagung

Einige Referenten der Tagung

Der Bürgermeister der Gemeinde Oberhausen, zu der auch der Tagungsort Schloss Sinning gehört, schilderte in seinem Grußwort, dass Oberhausen mit seinen Ortsteilen schon seit 1936 mit erheblichem Zuzug konfrontiert war. Damals entstand ein Militärstandort mit einer eigenen Siedlung, 800 Häusern und zugehörigen Nahversorgungsanlagen. Es siedelten sich gut ausgebildete Ingenieure und Techniker an. Für die meist bäuerliche, einheimische Bevölkerung waren diese Menschen so fremd, dass sie mit Bewohnern eines anderen Kontinents verglichen wurden. 1942 kamen für die Gemeinde durch Zuzug von Ausgebombten aus Berlin erneut Herausforderungen hinzu. Diese steigerten sich nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Nun mussten Vertriebene aufgenommen werden. All diese Entwicklungen führten zu Rivalitäten um Essen, Arbeit und Wohnen und bedeuteten eine harte Zeit für die Menschen hier, die selbst wenig hatten.

Dem widersprach der Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Christian Knauer, insofern, als er den Begriff Migration für seine Mitglieder nicht verwendet wissen wollte. Sie waren von Anfang an deutsche Staatsangehörige. Auch die Situation damals ist für ihn nicht vergleichbar mit der derzeitigen Migration. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die staatlichen Strukturen zusammengebrochen. Was sich jedoch aufzeigen lässt, sind die vergleichbaren Gründe für Flucht und Vertreibung im letzten Jahrhundert. Immer handelte es sich um Konflikte aufgrund anderer Religion oder, weil das Selbstbestimmungsrecht einer Bevölkerungsminderheit nicht berücksichtigt wurde. Schon seit Jahren werden in Deutschland immer wieder Bürgerkriegsflüchtlinge aufgenommen, beispielsweise aufgrund der Konflikte im ehemaligen Jugoslawien. Im Gegensatz zu heute wurde jedoch niemals davon ausgegangen, dass dies für immer sein würde. Asyl wurde so lange gewährt, bis sich die Situation zu Hause geklärt hatte. Dies wird bei den Migranten heute nicht mehr in Betracht gezogen. Hier spricht man von vorneherein von Integration. Dies führt zu Ängsten in der Aufnahmegesellschaft, die sich auch um die Zukunft ihrer Kinder und Enkelkinder sorgt. Dass Ängste auch von den Betroffenen selbst empfunden werden, zeigte sich im weiteren Verlauf der Veranstaltung. Migration enthielt durch alle Zeiten Phasen hoher Irritation, großer Unsicherheit und Angst. Es werden immer Urängste geweckt, wie das Verlassen- und Verstoßensein. Deshalb ist es wichtig, dass Migrantinnen und Migranten auch Paten an die Seite gestellt werden, die ihnen ein neues Gefühl der Sicherheit vermitteln.

Ängste der Ankommenden und die der Aufnahmegesellschaft gehen immer wieder eine unselige Verbindung ein. Die Ankommenden spüren Ablehnung. Dies steigert ihre Verzweifung und Not. Den Einheimischen jedoch versperrt die Angst vielfach den Blick auf die Qualitäten und Angebote der Ankommenden. Vor dem Hintergrund der Angst aber lernt man sich nicht kennen. Man hält sich fern und beharrt auf den eigenen Vorurteilen. Dies sollten wir derzeit auch in Hinblick auf das Erstarken rechter Strömungen im Blick haben.