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Kurz erklärt
Maria Himmelfahrt

Autor: Dr. Birgit Strobl

15. August: In prächtigen Prozessionen wird die "Patrona Bavariae" durch viele Orte des südlichen Deutschlands getragen, zu Buschen gebundene Heilkräuter werden geweiht und Bayern und Saarländer genießen einen Feiertag. Wie bekam Maria ihren Status als Schutzheilige Bayerns? Warum sollte man außerdem genau neun verschiedene Kräuterarten weihen lassen und was ist eigentlich ein Dogma?

100 Jahre Patrona Bavariae: Feiertag zum Dank wegen Rettung vor den Schweden

100 Jahre Patrona Bavariae: Feiertag zum Dank wegen Rettung vor den Schweden

Strobl; HSS

Das höchste Marienfest

Maria Himmelfahrt im August ist in Bayern ein Feiertag, seit das „Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel“ auf der Mainzer Synode von 813 dem Römischen Generalkalender hinzugefügt wurde. Nicht nur in Bayern, auch in Österreich, in Teilen der Schweiz, in Lichtenstein und dem Saarland begehen gläubige Katholiken Maria Himmelfahrt als Feiertag. Vielerorts finden dann Prozessionen und Umzüge statt, um der Gottesmutter zu huldigen, die außerdem als Patronin unzähliger Kirchen fungiert. Darin zeigt sich die große, bis heute ungebrochene Marienverehrung hierzulande. Für Bayern hat die Gottesmutter Maria eine besondere Bedeutung. Als „Patrona Bavariae“ (Schutzpatronin Bayerns) ist ihr das Land Bayern mit seinen Bewohnern besonders anempfohlen.

Votivtafeln drücken ganz öffentlich den Dank gläubiger Katholiken für erfahrenen himmlischen Beistand aus.

Votivtafeln drücken ganz öffentlich den Dank gläubiger Katholiken für erfahrenen himmlischen Beistand aus.

Strobl; HSS

Patrona Bavariae

In der Not des Ersten Weltkrieges ernannte Papst Benedikt XV. im Jahre 1916 Maria offiziell zur Hauptpatronin des damaligen Königreichs Bayern. Die erste Feier im Mai 1917 jährte sich heuer zum 100. Mal. Die Verehrung der Gottesmutter geht aber schon auf Kurfürst Maximilian I. zurück. Aus Dankbarkeit für die Rettung Münchens vor den schwedischen Truppen im Dreißigjährigen Krieg ließ er im Zentrum Münchens eine Mariensäule mit der Patrona Bavariae aufstellen, auf dem heutigen Marienplatz. Viele Orte in Bayern sind mit der Aufstellung von Mariensäulen diesem Beispiel gefolgt, zum Beispiel Fichtelberg, Freising, Eichstätt oder Kirchdorf an der Amper.

Die etwa 300 Arten umfassende Gattung der Königskerze wird von Hildegard von Bingen gegen Depressionen und bei Hippokrates zur Wundbehandlung empfohlen.

Die etwa 300 Arten umfassende Gattung der Königskerze wird von Hildegard von Bingen gegen Depressionen und bei Hippokrates zur Wundbehandlung empfohlen.

Strobl; HSS

Altes Brauchtum

Mit dem Kirchenfest Maria Himmelfahrt ist auch der Brauch verbunden, Kräuter, die in der Volksmedizin geschätzt werden, zu Buschen zu binden und weihen zu lassen. Die Zusammenstellung der Kräuter ist je nach Region sehr unterschiedlich. Der Mittelpunkt des Buschen sollte jedoch aus einer Königskerze bestehen. Um sie herum werden die verschiedenen Kräuter und Getreidesorten angeordnet. Dabei sollten möglichst neunerlei Nutz- und Heilkräuter verwendet werden. Der Grund dafür liegt im Volksglauben: Die Neun gilt als besonders bedeutungsvolle, geheiligte Zahl, wie übrigens auch die Drei und die Sieben. Bis in unsere Tage bildet Maria Himmelfahrt den Auftakt zur wichtigsten Kräutersammelzeit des Jahres. Um diese Jahreszeit sollen Kräuter besonders heilkräftig sein.

Maria wird in den Himmel entrückt: Altarbauer Egid Quirin Asam ist berühmt für seine opulenten Darstellungen von Szenen aus der Bibel und der Kirchengeschichte.

Strobl; HSS

Das jüngste Dogma

Erst 1950 verkündete Papst Pius XII. auf dem Petersplatz in Rom das Dogma von der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel. In der Bibel gibt es für diese Himmelfahrt keine Hinweise, dennoch entsprach dieses Dogma der Überzeugung, die in der ganzen katholischen Welt schon über Jahrhunderte hinweg herrschte. Seit dem ersten Vatikanischen Konzil 1870 gilt eine Äußerung des Papstes als unfehlbar, wenn (und nur wenn) er offiziell als „Lehrer aller Christen“ spricht. Das nennt man „ex cathedra“. So werden neue Dogmen geschaffen, die für alle (katholischen) Christen verbindlich sind und deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich gilt.

Legenden seit dem 4. Jahrhundert

Schon Mitte des 2. Jahrhunderts begann man, die Todestage von kirchlichen Märtyrern als Tage ihrer Aufnahme in den Himmel zu feiern. Erst recht sollte dies natürlich auch für die Mutter des Herrn Jesus Christus gelten! Da über ihren Tod nichts überliefert worden war, eröffnete dies Raum für fromme Legenden. So erzählte man sich, dass Maria in ihrer Todesstunde nicht alleine bleiben wollte. Auf Wolken seien daraufhin die Apostel von überall herbeigetragen worden.

Egid Quirin Asam

Eine bildliche Darstellung der Szene findet sich in dem Altar der Klosterkirche Maria Himmelfahrt im niederbayerischen Rohr, der Anfang des 18. Jahrhunderts vom berühmten Altarbauer Egid Asam geschaffen wurde. Aufgeregt umstehen hier die Apostel den Sarkophag der Gottesmutter, die gerade dabei ist, mit Leib und Seele in himmlische Regionen zu entschweben.

Recht, Geschichte, Kultur
Dr. Birgit Strobl
Leiterin