In diesem Spannungsverhältnis konzentriert die Hanns-Seidel-Stiftung ihre Projektarbeit auf vier Schwerpunkte: Wir fördern den gesellschaftlichen Ausgleich zwischen Juden und Arabern in Israel, stärken kommunale politische Partizipation, fördern Naturschutz in Israel und Palästina und betreiben Austauschprogramme.
Die Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung, Professor Ursula Männle, informierte sich Anfang Juni 2017 über die Projektarbeit des HSS-Büros in Jerusalem und führte Gespräche mit Politikern, Projektpartnern und Teilnehmern von Veranstaltungen.
Im Rahmen ihres Aufenthaltes sprach Ursula Männle mit dem Vorsitzenden der israelisch-deutschen Parlamentariergruppe, MK Nachman Shai, über die aktuelle Situation im Land.
Professor Amal Jamal von der Tel Aviv Universität kommentierte die aktuelle Lage, dass sich Israel entscheiden müsse, was es wolle. Sowohl im Hinblick auf den gesellschaftlichen Ausgleich zwischen der jüdischen Mehrheitsgesellschaft und der arabischen Minderheitsgesellschaft als auch im Hinblick auf eine Zweistaatenlösung stehe Israel an einer Wegkreuzung. Die Siedlungsbewegung und das national-religiöse Lager betrieben eine Ausdehnung Israels in das Westjordanland. Die Siedlungsbewegung spreche sich auch zunehmend für eine Annexion der besetzten Gebiete aus, ohne aber den dort lebenden Palästinensern volle Bürgerrechte in Aussicht zu stellen. Politisch erlange das national-religiöse Lager wachsende Bedeutung und verhärte so eine Ein-Staaten-Lösung zwischen dem Mittelmeer und der jordanischen Grenze.
Professor Männle konnte sich von dem Wandel in Israel bei verschiedenen Gesprächen überzeugen. Im Jahr 1966 hatte sich Ursula Männle als Volontärin im Kibbutz Kfar HaMaccabim aufgehalten. Später reiste sie häufig als Bundestagsabgeordnete nach Israel.
Die Vorsitzende betonte, wie wichtig es sei, einen zukunftsorientierten Austausch zwischen den jungen Generationen zu fördern. Die Hanns-Seidel-Stiftung unterstützt einen Austausch zwischen der Deutschen Journalistenschule in München und der Tel Aviv Universität sowie wie die Kooperation von deutschen und israelischen Lehrern zur Entwicklung von unterrichtsbegleitendem Lehrmaterial.
Das Büro Jerusalem vermittelte der Vorsitzenden ein repräsentatives Bild seiner Projektarbeit.
Gespräche mit Teilnehmern verschiedener Projektveranstaltungen waren ein Anliegen von Professor Männle. Von Partnern der Stiftung erhielt sie weitere Eindrücke von der gesellschaftlichen Vielfalt in Israel. Begegnungen mit kommunalpolitisch aktiven palästinensischen Bürgern Israels, Studenten und Dozenten der Universitäten Tel Aviv und Haifa, aus der kommunalen Zivilgesellschaft von Sderot am Gaza-Streifen, aber auch mit ultraorthodoxen Juden und Arabern, die sich für einen gesellschaftlichen Ausgleich in Israel einsetzen, rundeten den Projektbesuch ab.
Fast erscheint diese enorme Vielfalt als Vorgriff auf gesellschaftliche Entwicklungen, die in einer zunehmend globalisierten und mobilen Welt auch anderswo möglich sein könnten. Deutlich sichtbar ist die Arbeit der Hanns-Seidel-Stiftung im Umweltbereich, das betonte die Leiterin der palästinensischen Umweltbehörde, Adalah Ateereh, in Ramallah.
Allein in diesem Jahr besuchten schon mehr als 2.000 Teilnehmer die Veranstaltungen zur Förderung von Naturschutzgebieten im Westjordanland und im Gazastreifen. Die entsprechende Website Mahmiyat.ps hat dabei zu einer hohen und nachweisbaren Steigerung des Umweltbewusstseins beigetragen.
Von Jerusalem aus werden Projekte auf beiden Seiten der Grünen Linie betreut. Dabei konzentriert sich zunehmend die Arbeit auf langfristige Projekte mit begrenzter Teilnehmerzahl und dem Ziel, einflussreiche Multiplikatoren zu erreichen.