Nach einer allgemeinen Einführung in die Energieproblematik durch Umweltschutzingenieur Andreas Brunner, hatte die Gruppe am nächsten Tag die Möglichkeit, sich über die vorbildhaften Aktivitäten des vergleichsweisen kleinen Stadtwerks Haßfurt zu informieren. Der Chef des Stadtwerks, Dipl.-Ing. (FH) Norbert Zösch, nahm sich sehr viel Zeit und verblüffte die Besucher mit den erfolgreich durchgeführten Maßnahmen. Zunächst wurden sowohl einige Freiflächen als auch viele Gebäude mit Photovoltaikzellen ausgestattet. Weiterhin läuft in Haßfurt seit etwa 5 Jahren eine größere Biogasanlage mit der Besonderheit, dass am eigentlichen Standort nur ein Blockheizkraftwerk (BHKW) vorhanden ist, der überwiegende Teil des erzeugten Biogas aber mittels Gasleitung jeweils BHKWs im Freizeitzentrum (Erlebnisbad, Sauna) und in einem größeren Schulzentrum versorgt.
Diese sog. Satelliten-BHKWs erzeugen also den Strom dort, wo die dabei anfallende Abwärme notwendig gebraucht wird, wodurch gravierende Wärmenetzverluste vermieden werden. Das Stadtwerk hat sämtliche Kunden mit "Smart-Home"-Stromzählern ausgestattet, so dass sich die Kunden jeweils aktuell über ihre "Energieschwachstellen" informieren können. Weiterhin informierte er, dass mit den inzwischen 13 Windkraftanlagen, den vielen Photovoltaikanlagen und der Biogasanlage zukünftig wohl mehr als das Doppelte des Strombedarfs im Haßfurter Raum erzeugt wird. Besonders interessant war die Mitteilung, dass man in Haßfurt gerade dabei sei, die erste "Power-to-Gas-Anlage" mit dieser modernen Technik in Bayern in Betrieb zu nehmen. Die Gruppe konnte sich also noch mehrere Wochen vor der offiziellen Einweihung von dieser modernen Technik ein Bild machen. Weiterhin wird derzeit ein Baugebiet erschlossen, das nach dem System "kaltes Nahwärmenetz" versorgt werden soll. Dieses System beinhaltet, dass die Vorlauftemperatur zu Zeiten sehr geringen Wärmebedarfs wie z.B. im Sommer auf 25° C abgesenkt wird und in den jeweiligen Wohnhäusern von den Stadtwerken eine Einheit mit 400 l-Pufferspeichern, Wärmepumpen usw. aufgestellt wird, wodurch das Warmwasser auf die notwendige Temperatur gebracht wird.
Während bei herkömmlichen Wärmenetzen im Sommer die Wärmeverluste im Netz höher sind als der Wärmebedarf in den Gebäuden, können mit dieser Technik die Verluste weitgehend minimiert werden. Besonders effizient wird dieses System dadurch, dass die Wärme in der Heizzentrale mit den Solarthermiezellen auf dem Dach, die für die Sommermonate ausreichen, und mit Kraft-Wärme-Kopplung in den BHKWs erzeugt wird. Zur Notabsicherung wird noch eine Gastherme eingebaut. Die Besucher waren sehr erstaunt über die modernen Energieprojekte des Stadtwerks und nahmen begeistert zu Kenntnis, dass der Fortschritt der Energiewende wohl ganz entscheidend von der jeweiligen Führungsspitze abhängt, die sich auch von Rückschlägen insbesondere beim Umgang mit der manchmal zähen Bürokratie nicht entmutigen lässt, sondern nachdrücklich nach neuen innovativen Lösungswegen sucht.