Das Verhältnis zwischen der ukrainischen und russischen Sprache beschäftigt die Ukraine seit mehr als einem Jahrhundert und war dabei auch immer ein Symbol der staatlichen Souveränität. Nach dem Ende der Sowjetunion stellte unabhängige Ukraine in ihrer Verfassung von 1996 fest: "Artikel 10. Amtssprache in der Ukraine ist die ukrainische Sprache. Der Staat gewährleistet die allseitige Entwicklung und Verwendung der ukrainischen Sprache in allen Bereichen des öffentlichen Lebens auf dem gesamten Territorium der Ukraine. In der Ukraine wird die freie Entwicklung, der Gebrauch und der Schutz der russischen Sprache und der anderen Sprachen der nationalen Minderheiten der Ukraine garantiert. Der Staat fördert das Studium der Sprachen der internationalen Gemeinschaft. Der Gebrauch der Sprachen wird in der Ukraine durch die Verfassung der Ukraine garantiert und durch ein Gesetz geregelt."
Dieses Gesetz wurde erst 2012 unter dem russlandfreundlichen Präsidenten Janukowitsch verabschiedet. Wichtigste Regelung darin war der Begriff der "Nationalsprache": Jede Sprache, die in einer Region des Landes von mindesten 10% der Bevölkerung gesprochen wurde, genießt als Nationalsprache weitreichende Privilegien in der Anwendung im öffentlichen Raum und in der schulischen Bildung. 2014, auf dem Höhepunkt der pro-europäischen Maidan Bewegung, wurde dieses Gesetz durch das Parlament aufgehoben - dem Vernehmen nach, um die Bedeutung der russischen Sprache einzuschränken. Der Übergangspräsident Turtschinow weigerte sich damals, das Gesetz abzuzeichnen, es trat daher nicht in Kraft. Trotzdem war in der unruhigen Zeit das Narrativ geboren, die Regierung in Kiew beabsichtige das vollständige Verbot der russischen Sprache, das rund 15% der Ukrainer als ihre Muttersprache ansehen . In dieser Fehlinformation wird ein entscheidender Faktor in der Separatistenbewegung im Donbas gesehen.
Im September 2017 wurde ein neues Bildungsgesetz verabschiedet, das direkten Bezug auf die Sprachenfrage in der Ukraine hat, da umfangreiche Bestimmungen über den Unterricht in Minderheitensprachen der Ukraine enthalten sind. Vollumfänglich kann danach Unterricht in einer Minderheitensprache nur noch bis zur 4. Klasse erteilt werden. Danach werden nur noch die Fächer Literatur und Nationalgeschichte der jeweiligen Minderheiten in ihrer Sprache gelehrt. (Nationalsprache als Fremdsprachenunterricht ist davon nicht betroffen) Obwohl hiervon Sprachen ausgenommen sind, die in der EU gesprochen werden, haben sich vor allem Polen, Ungarn und Rumänien vehement gegen dieses Gesetz ausgesprochen.