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Seminar in Kloster Banz
Die Wiege der Nachhaltigkeit - der Wald

Die Beziehung zwischen Mensch und Wald ist so alt wie die Menschheit selbst. Selten war sie spannungsfrei. Das Seminar vom 12. bis 14. August in Kloster Banz spürte diesem Verhältnis nach und resümierte, dass der Mensch in vieler Hinsicht auf den Wald angewiesen ist. Maßnahmen zu seiner Erhaltung sind dringend notwendig.

Die Pimpernuss

Schon immer nutzten die Menschen die Ressourcen des Waldes: Dinge des täglichen Bedarfs, aber auch Kunstgegenstände und religiöse Utensilien wurden aus Holz hergestellt. So sind die Werke von Tilmann Riemenschneider ohne Lindenholz unvorstellbar, der Buchdruck wäre ohne Holz bis heute nicht möglich und in den Klöstern wurde die Pimpernuss angebaut, um aus ihren Samen die Kugeln für Rosenkränze herzustellen. Auch in mythologischer und kultureller Hinsicht haben Bäume eine besondere Bedeutung für den Menschen: Die Wurzel Jesse symbolisiert den Stammbaum Jesu, der Ständebaum zeigte der leseunkundigen mittelalterlichen Gesellschaft die "gottgewollte Ordnung" und die Dorflinde war über Jahrhunderte der Versammlungsort der Dorfgemeinschaft. So verwundert es nicht, dass sich Traditionen wie das Aufstellen von Mai- oder Christbäumen bis heute fest in unser Leben verankert haben und wir auch ganz selbstverständlich zur Erholung im Wald spazieren gehen.

Exkursion mit dem Förster im Banzer Wald

Im Mittelalter stieg der Bedarf an Brenn- und Bauholz immens an und die Wälder wurden systematisch gerodet. Noch heute kann man dies an vielen Ortsnamen mit Endungen wie -ried, -rode oder -reith erkennen. Gleichzeitig dienten die Wälder den Bauern als Weidegebiete für ihre Schweine. Das Sprichwort "Auf den Eichen wachsen die besten Schinken" beschreibt den Stellenwert der Eichelmast im Herbst sehr anschaulich. Die Wälder wurden durch den Verbiss von Haustieren und dem wegen der adligen Jagd künstlich hochgehaltenen Wildbestand übermäßig belastet und konnten sich nicht mehr regenerieren. Als dann der Holzbedarf für die Holzteerproduktion und Flößerei nochmals stark anstieg, wurden die Wälder im Heiligen Römischen Reich fast vollständig abgeholzt. Zeitgenössische Gemälde aus der beginnenden Neuzeit zeigen Ansichten von Städten, in deren Umfeld kein einziger Baum zu erkennen ist.

Referent Norbert Schäffer, Vorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz

Die Idee der nachhaltigen Waldbewirtschaftung wurde erst Ende des 17. Jahrhunderts von einem Forstwissenschaftler Augusts des Starken entwickelt. Im Kurfürstentum Bayern etablierte Max III. Joseph die Forstkommission, die diese neuen Erkenntnisse in den Försterschulen vermitteln sollte. Heute gilt sie als Vorläufer der Bayerischen Staatsforsten. Mit seinem Nachfolger Karl Theodor kamen kurpfälzer Förster nach Bayern und brachten die Einteilung der Wälder in "Schläge" und "Geräumte" mit, wodurch die Holzernte auf bestimmte Bereiche beschränkt wurde und gleichzeitig ein Wegenetz für den schonenden Abtransport der Stämme diente. Allerdings führte die dann etablierte (Fichten-)Monokultur zur Gewinnung von schnellwachsendem Holz zu neuen Problemen, als Schädlinge wie die Nonnenraupen ganze Waldstriche kahlfrassen. So setzte sich erst im 20. Jahrhundert die Erkenntnis durch, dass Mischwälder die naturnächste Form eines Waldaufbaus darstellen. Aus Sicht des Naturschutzes erfüllt der Wald eine Vielzahl an Funktionen: er reguliert den Wasserhaushalt, speichert Kohlenstoff, produziert Sauerstoff und ist Lebensraum für eine immense Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen. Diese benötigen vorwiegend strukturreiche alte Bäume und (stehendes) Totholz, um ein Ökosystem aufzubauen, in dem Insekten, Vögel, Säugetiere, aber auch Moose, Flechten und Pilze dauerhaft überleben können. Auch die Wissenschaft konnte aus Projekten wie dem Nationapark Bayerischer Wald Erkenntnisse gewinnen, die unter Laborbedingungen niemals möglich gewesen wären. Als Beispiel seien hier der Borkenkäferbefall und die Regeneration des Waldes genannt, aber auch die Brutmöglichkeiten, die sich auch für Vögel bieten, die erst relativ spät im Jahr aus den Winterquartieren zurückkehren und sich gegen die Konkurrenz der früher eintreffenden Arten durchsetzen müssen.

Ein Problem darf jedoch nicht verdrängt werden: Naturschutz- und Ressourcenschutzbemühungen in Deutschland können durch Rohstoffimporte oftmals negative Auswirkungen auf andere Länder haben - Lösungen sind hier sicherlich nur in der internationalen politischen und wirtschaftlichen Kooperation zu erzielen.

Recht, Geschichte, Kultur
Dr. Birgit Strobl
Leiterin