Für alle sechs politischen Stiftungen, die dieser Region große Aufmerksamkeit schenken, war die Einbeziehung in die offizielle Delegation des Staatsoberhaupts ein großes Zeichen der Wertschätzung und Unterstützung für ihre Auslandsarbeit. Die Hanns-Seidel-Stiftung ist in Jordanien bereits seit 1998 aktiv und engagiert sich seit 2001 vom Standort Amman aus auch mit Projekten im Libanon.
Jordanien und der Libanon haben in den zurückliegenden Jahren Millionen syrischer Kriegsflüchtlinge aufgenommen und schultern damit eine enorme Last. Ein Besuch im jordanischen Flüchtlingslager Al-Azraq gab einen Einblick. Hier, rund 90 Kilometer südlich der syrischen Grenze, leben momentan 36.000 Menschen. Viele der derzeit rund 58% Kinder wurden in dem 2014 errichteten Camp geboren und kennen keine andere Lebensrealität. Ein Bild vom Alltag der Integration von Flüchtlingen in das tägliche Leben konnten sich der Bundespräsident und die Delegation auch in den Hauptstädten der Gastländer machen. So wurde in Amman mit der Al-Quds-Schule eine sogenannte Doppelschicht-Schule besichtigt, in der sowohl jordanische Kinder als auch syrische Flüchtlingskinder unterrichtet werden, ebenso wie in der Bourj Hammoud Schule für libanesische und syrische Kinder in Beirut.
Ein wichtiges Anliegen des Bundespräsidenten auf dieser Reise war es, beiden Ländern Anerkennung für ihren großartigen Beitrag zur Bewältigung der Flüchtlingskrise zu zollen und ihnen die künftige Unterstützung der Bundesrepublik Deutschland, ebenso wie vieler deutscher Hilfsorganisationen und auch der Politischen Stiftungen, zu versichern.
Auch ohne die jüngsten Fluchtbewegungen seit Beginn der Auseinandersetzungen in Syrien wäre die Liste der Herausforderungen, die Jordanien und der Libanon bewältigen müssen, lang genug. Unsere HSS-Kollegen, die in der Region aktiv sind, rufen uns zu Recht immer wieder die Ansatzpunkte für ein Engagement der ausländischen Partner ins Gedächtnis: Zu dem ohnehin nicht einfachen Meistern der Aussöhnung und des Miteinanders der verschiedenen Religionen und Volksgruppen im Alltag kommen eine hohe Arbeitslosigkeit, insbesondere bei jungen Menschen, ebenso wie große Herausforderungen im Umweltbereich oder bei der notwendigen Stärkung der Zivilgesellschaft und eines aktiven Miteinanders der Bürgerinnen und Bürger.
Bundespräsident Steinmeier und seine Gattin Elke Büdenbender haben auf dieser Reise beiden Gastgeberländern bewusst nicht nur aus dem Blickwinkel der aktuellen Entwicklungen im Nachbarland Syrien und der dadurch ausgelösten Flüchtlingsproblematik genähert. Diese Reise war auch als Würdigung der engen Beziehungen, die die Länder mit Deutschland verbinden, angelegt.
Zahlreiche Punkte im Besuchsprogramm in beiden Ländern setzten wichtige positive Zeichen für eine vertiefte Wahrnehmung des reichen kulturellen Erbes und des trotz der Allgegenwart von Konflikten und Gewalt in der Region dennoch gegebenen Potentials für Dialog. Die Rede des Bundespräsidenten an der Libanesischen Universität und insbesondere seine anschließende offene Diskussion mit ausgewählten libanesischen und syrischen Studentinnen und Studenten setzten hier ebenso hoffnungsvolle Zeichen wie der Besuch junger Start-Up-Unternehmen im King Hussein Business Park in der jordanischen Hauptstadt.
Für die HSS bot das Delegationsprogramm zahlreiche Anknüpfungspunkte zu den Themenfeldern, auf denen wir in der Region Nahost aktiv sind: die Unterstützung der Länder bei der Integration von Flüchtlingen und einem friedlichen Miteinander verschiedener Religionen und Volksgruppen oder die Förderung von Frauen und jungen Menschen.