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Wahl von Erwin Huber zum CSU-Parteivorsitzenden vor 10 Jahren

Nach dem Verzicht Edmund Stoibers auf die Ämter des CSU-Parteivorsitzenden und Bayerischen Ministerpräsidenten wählt der CSU-Parteitag den bayerischen Wirtschaftsminister Erwin Huber mit 58,2% der Stimmen zu seinem Nachfolger als Parteivorsitzender.

Seit 1993 amtierte Edmund Stoiber als Bayerischer Ministerpräsident, seit 1999 als CSU-Parteivorsitzender und das lange Jahre erfolgreich. Höhepunkt war das Wahlergebnis der Landtagswahl 2003, als die CSU 60,7% erreichte und mit einer 2/3-Mehrheit im Bayerischen Landtag regieren konnte. In den nächsten Jahren wurde zunehmend innerparteiliche Unzufriedenheit mit der Amtsführung des Ministerpräsidenten und Parteivorsitzenden laut. Nach einer kontroversen Debatte während der Klausurtagung der CSU-Landtagsfraktion im Januar 2007 in Wildbad Kreuth verkündete Edmund Stoiber seinen Verzicht auf die Kandidaturen zum Parteivorsitzenden und Ministerpräsidenten im Herbst.

Während der bayerische Innenminister Günther Beckstein als Anwärter für das Amt des Ministerpräsidenten rasch feststand, kandidierten für den Posten des CSU-Vorsitzenden der Bayerische Finanzminister Erwin Huber als auch Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer. Huber, der über Jahre Stoibers engster Weggefährte war und dessen ehrgeizige Reformen gegen manche Widerstände von Partei und Landtagsfraktion durchgesetzt hatte, galt als Favorit der Parteizentrale. Seehofer konnte seine langjährige Erfahrung als Bundesminister unter den Kanzlern Kohl und Merkel sowie die Leitung der CSA, des sozialpolitischen Flügels der CSU, in den Ring werfen. Dank guter rhetorischer Fähigkeiten war er bei den Wählern sehr beliebt. Als Außenseiterin startete die Fürther Landrätin Gabriele Pauli, deren grundsätzliche Kritik an Stoibers Amtsführung zu dessen Destabilisierung beigetragen hatte.

Eleana Hegerich; ACSP Ph S CSU PT 2007-2-274

Zum ersten Mal seit 1955 verlief die Wahl zum CSU-Parteivorsitzenden nicht einvernehmlich. Die Delegierten entschieden sich in einer Kampfabstimmung auf dem Parteitag am 29. September 2007 schließlich für Erwin Huber, der 58,2% der Stimmen erhielt. Horst Seehofer kam auf 39,1% und wurde anschließend zu einem der stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt. Gabriele Pauli erhielt 2,5% der Stimmen. Günter Beckstein wurde am 9. Oktober als Bayerischer Ministerpräsident vereidigt. Der Parteitag ernannte Edmund Stoiber – nach Josef Müller und Hans Ehard im Jahr 1969 – als dritten ehemaligen Parteivorsitzenden zum Ehrenvorsitzenden der CSU.

Das folgende Jahr verlief sowohl für Erwin Huber als auch für Günther Beckstein und die CSU sehr betrüblich. Im Februar meldete die Bayerische Landesbank Milliardenverluste, für die Huber als bayerischer Finanzminister die Verantwortung übernehmen musste. Im März folgte die Kommunalwahl, bei der die CSU 5,5% verlor. Zudem verminderte sich der Einfluss der CSU in der Bundespolitik spürbar. Die Landtagswahl am 28. September 2008 wurde für die CSU zum Desaster. Sie erreichte nur noch 43,4%, verlor also 17,3% der Stimmen. Huber und Beckstein traten von ihren Posten zurück und machten den Weg für Horst Seehofer frei, der beide Ämter wieder vereinte.

Eleana Hegerich; ACSP Ph S CSU PT 2007-2-394