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Reformationstag
Feiertag im ganzen Land

Autor: Dr. Birgit Strobl

Heuer wird im ganzen Bundesgebiet am 31.Oktober nicht gearbeitet. Grund dafür ist der 500.Jahrestag der Reformation, der damit in diesem Jahr besonders gewürdigt wird, da er eigentlich nur in den evangelischen Bundesländern ein Feiertag ist.

„Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“ So bot Johann Tetzel den Gläubigen seine Ablasspredigten und Briefe an. Mit dem Erwerb dieser Briefe wurden die zeitlichen Sündenstrafen, also Gebete, Wallfahrten oder Kirchenbesuche erlassen. Die Sünde an sich jedoch nicht. Diese kann nur durch das heilige Sakrament der Beichte bereinigt werden. Die Einnahmen des Ablasshandels wurden zu einer Hälfte dem Bau des Petersdoms und zur anderen Hälfte der Tilgung von Schulden des Erzbischofs bei den Fuggern zugefügt.

Luthers Thesenanschlag

Martin Luther soll am Abend vor Allerheiligen 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben. Damals war er noch Augustiner-Eremit – also katholischer Mönch - und wollte eigentlich nur eine Erneuerung der römisch-katholischen Kirche erreichen. Auf diesem Weg wollte er zunächst eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diversen Streitthemen. Dazu gehörte auch eine These, die sich gegen den Ablasshandel wandte. Seinerzeit war es nämlich möglich, Ablassbriefe zu erwerben, um damit sich selbst oder verstorbene Angehörige von ihren zeitlichen Sündenstrafen freizukaufen.

Eine lustige Legofigur von Martin Luther mit Feder in der linken und Thesen in der rechten Hand steht perspektivisch vergrößert auf einem "Fels" vor der HSS Zentral in München.e

Diese Forderungen hatten es in sich: staatliches Bildungswesen und Armenfürsorge sowie die Abschaffung von Zölibat und Kirchenstaat

Thomas Reiner; HSS; Redaktion

Anfang und Ende der Reformation

Der Thesenanschlag Luthers wird heute als Beginn der Reformation gesehen. Er soll in der Nacht vor Allerheiligen 95 Thesen an das Kirchenportal von Wittenberg geschlagen haben. Die Thesen wurden in Deutschland nicht durch die  lateinische Version bekannt, sondern durch Luthers Schrift „Sermon von Ablaß und Gnade“, welche eine damals beachtliche Auflage von 15 Ausgaben umfasste. 1520 veröffentlichte Luther in den reformatorischen Hauptschriften ein theologisches Programm. Die weltlichen Mächte sollten die Krichen selbst reformieren und er plädierte für ein staatliches Bildungswesen, Armenfürsorge sowie die Abschaffung von Zölibat und Kirchenstaat. Die Reformation führte in der Folge zur Abspaltung von der römisch-katholischen Kirche und zur Entstehung des Protestantismus. Der Konflikt der Konfessionen endete erst mit dem Westfälischen Frieden 1641, der gleichzeitig, mit Einführung der Religionsfreiheit, das Ende der Reformation besiegelt.

Bedeutung der Reformation

Unter Reformation versteht man die Erneuerungsbewegung der Kirche, die nach ihrem Abschluss in den protestantischen Glauben mündete. Eine derart grundlegende Umwälzung der Entwicklung innerhalb des Christentums hatte es seit der Antike nicht gegeben. Mit der Reformation wurde ein neues Menschenbild geschaffen. Indem sie dem Einzelnen ermöglichte, für sein Seelenheil persönlich mit Gott in Beziehung zu treten, legte sie den Grundstein für die Eigenverantwortung des Menschen Gott gegenüber. Ohne dieses Menschenbild wären Demokratie und demokratische Verfassungsformen in Kirche und Staat heute nicht denkbar. Es waren protestantische Gelehrte, die die ersten demokratischen Ideen in Europa und Amerika dachten und umsetzten. Die von den protestantischen Politikern George Washington, Thomas Jefferson und John Adams auf den Weg gebrachte amerikanische Demokratie wird Vorbild für demokratische Konstrukte in Europa.

Reformation in Bayern

Im Zuge der Reformation blieben auch in Bayern nicht alle Gegenden katholisch. Ein berühmtes Beispiel dafür ist Neuburg an der Donau. Hier entstand der erste protestantische Kirchenraum in Deutschland. Im weiteren Verlauf der Geschichte entschied sich ein späterer Herrscher dieses Gebietes allerdings dazu, wieder zum Katholizismus zurückzukehren. Seine Untertanen hatten dem zu folgen: „Cuius regio eius religio“ (wessen Gebiet,dessen Religion). Damit erfolgte hier eine Gegenreformation, wie sie auch für Bayern insgesamt typisch ist. Eine Ausstellung, die mit dem Titel „FürstenMacht & wahrer Glaube“ noch bis 5. November in Neuburg an der Donau besichtigt werden kann, geht dieser Entwicklung eindrücklich nach.

Recht, Geschichte, Kultur
Dr. Birgit Strobl
Leiterin