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20. Juni 1991: Entscheidung des Bundestags zur Hauptstadtfrage

Vor 30 Jahren entschied zum zweiten Mal ein deutsches Parlament über seinen Regierungssitz.

Berlin

Während sich beispielsweise London oder Paris schon im Mittelalter durch den Ausbau des königlichen Machtbereichs zu Hauptstädten entwickelten, verteilten sich im Deutschen Reich mit seinen starken Territorialstaaten die Hauptstadtfunktionen auf mehrere Städte wie Wien, Mainz, Regensburg, Wetzlar, Nürnberg oder Frankfurt. Die Träume der Märzrevolution von 1848 von einer starken Reichsregierung in Frankfurt am Main zerplatzten bald. Erst mit der Gründung des von Preußen dominierten Deutschen Reiches 1871 fiel Berlin die Rolle als Hauptstadt der Deutschen zu.

Hauptstadt Berlin - was wird aus der Bonner Republik? (RCDS-Plakat 1999)

Hauptstadt Berlin - was wird aus der Bonner Republik? (RCDS-Plakat 1999)

ACSP; HSS, ACSP, Pl S : 5954

Bonn

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam die alte Reichshauptstadt Berlin wegen des Viermächtestatus nicht mehr als Regierungssitz in Frage. Im Parlamentarischen Rat der drei westlichen Besatzungszonen kam es am 10. Mai 1949 erstmals zu einem Votum über die zukünftige Hauptstadt. Nach einigen taktischen Kniffen konnte Konrad Adenauer noch einige Abgeordnete beeinflussen, so dass bei der Abstimmung der Favorit Frankfurt überraschend Bonn mit 29 zu 33 Stimmen unterlag.

Oscar Schneider

Oscar Schneider

Winfried Rabanus; ACSP; Rabanus Winfried: 33_7_22

Berlin

Mit der Wiedervereinigung entbrannte ein heftiger parteiübergreifender Streit um den künftigen Parlaments- und Regierungssitz. Bonn-Befürworter mahnten die immensen Kosten eines Umzugs an und wollten das Symbol für den demokratischen Neubeginn nach dem Krieg, für Westbindung und Föderalismus erhalten; die anderen betrachteten es als ein Gebot der Glaubwürdigkeit, Berlin zum Regierungssitz zu machen. Nach hitzigen Debatten im Bundestag fiel die Entscheidung am 20. Juni 1991 mit knapper Mehrheit (338 zu 320 Stimmen) für Berlin aus. Ein gutes Dutzend Abgeordnete der CSU beteiligten sich an der vorangehenden Diskussion, die meisten votierten für Bonn.

Zu den wenigen CSU-Abgeordneten, die sich für Berlin aussprachen, gehörte der frühere Bundesbauminister Oscar Schneider. Als Beauftragter des Bundeskanzlers für die kulturellen Bauvorhaben in Bonn und Berlin war er auch an der Gestaltung der neuen Bundesbauten maßgeblich beteiligt. Die gläserne Kuppel des Reichstags setzte Oscar Schneider gegen die Bedenken des Architekten Norman Foster durch.

Die Bonn-Berlin-Debatte im Detail. Weitere Informationen auch hier.