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Die vorbarocke Klosteranlage Banz (Ausschnitt) auf einem Thesenblatt „Disputation der hl. Katharina von Alexandrien“, Kupferstich von Friedrich Weygant

Die vorbarocke Klosteranlage Banz (Ausschnitt) auf einem Thesenblatt „Disputation der hl. Katharina von Alexandrien“, Kupferstich von Friedrich Weygant ; Foto: Gerald Raab; Staatsbibliothek Bamberg, GM 80/Banz 1662

Fiktive Porträts der Klostergründer Alberada und Hermann: Wandgemälde in der Klosterkirche Banz

Foto: Michael Möeslein; HSS

Aus der Geschichte ...

Im späten 10. Jahrhundert errichtet der Markgraf von Schweinfurt auf dem bereits schon seit dem 9. Jahrhundert mit einer Wallanlage befestigten Banzer Berg eine Burg. Nach dem Tod der Söhne stiften Alberada, die Tochter des letzten Schweinfurter Herzogs Otto von Schwaben (gest. 1057), und ihr Mann Graf Hermann von Habsberg-Kastl, vermutlich im Jahr 1071 das Benediktinerkloster und wandeln die Burg Banz in ein Kloster um. Die den heiligen Petrus und Dionysius geweihte Neugründung und weitere Schenkungen aus ihrem Besitz übertragen sie der Bamberger Kirche.

Die wohl früheste Darstellung des Kloster Banz vor dem barocken Umbau aus: Monasteriologia des Carolus Stengel von 1638; Stich von Christoph Greuter nach Johann Matthias Kager

Foto: Gerald Raab; Staatsbibliothek Bamberg, Patr.f.127#2,2

Die Zahl der Mönche entwickelt sich zunächst gut, doch der Verfall der Ordensregeln erfordert im 12. und 13. Jahrhundert Reformen. [...] Schwere Zerstörungen treffen das Kloster im 30jährigen Krieg. Raubzüge entvölkern die zum Kloster gehörenden Dörfer, bemächtigen sich des beweglichen Besitzes, beschädigen die Klosterkirche und führen 1635 zur Vertreibung und Flucht eines Großteils der Konventualen. Am Ende des Krieges ist die Wirtschaft zerstört und der Konvent geschrumpft, aber Abt Michael Stürzel (1648-1664) beginnt sofort mit der Wiederbelebung von Konvent und Kloster.

Bis zum Beginn des barocken Neubaus am Ende des 17. Jahrhunderts behält Banz sein wehrhaftes burgähnliches Aussehen, das durch die Lage auf dem Bergsporn hoch über dem Maintal verstärkt wird.

Ansicht von Banz nach dem barocken Umbau, auf Birkenrinde gemalt. Federzeichnung aquarelliert, von Coelestinus Stöhr (1766 - 1836)

Foto: Gerald Raab; Staatsbibliothek Bamberg, V C 6

Baufreudige Äbte, von denen als besonderer Förderer von Banz auch nach seiner Amtsniederlegung Otto de la Bourde (1630-1708) heraussticht, beginnen 1698 mit dem Neubau einer zeitgemäßen Klosteranlage. Mit der Planung und Durchführung beauftragt Abt Eucharius Weiner (reg. 1677-1701) Leonhard Dientzenhofer, den zweitjüngsten der fünf Brüder aus dieser Baumeisterdynastie, die im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert die Barockbauten in der Oberpfalz, in Franken und in Böhmen prägt.

Bis 1709 sind die neuen Klostergebäude errichtet [...] In den folgenden Jahrzehnten wird an der Klosteranlage, beraten vom berühmten Würzburger Architekten Balthasar Neumann (1687-1753), weitergebaut. Es wird etwa 70 Jahre lang erweitert, erneuert, aufgestockt, umgestaltet. [...]

Die Banzer Terrasse im frühen 19. Jahrhundert

Foto: Andreas Bornschlegel; Vorlage unbekannt

Die Säkularisation 1803 in Bayern besiegelt auch das Schicksal der Abtei Banz. Das Kloster wird mit Edikt vom 24. Oktober 1803 aufgehoben, Abt und Mönche werden finanziell und mit neuen Stellen als Professoren oder Pfarrer abgefunden, 83 Bedienstete nicht selten in Not und Armut entlassen. Der Klosterbesitz wird vom Staat eingezogen, die Bibliothek, das Naturalienkabinett und die berühmte Münzsammlung wandern in die staatlichen Sammlungen nach Bamberg und München. Die Gebäude werden Sitz eines Landgerichts und Rentamts. Die Pfarrei Banz wird gegründet.

1813/14 erwirbt Herzog Wilhelm in Bayern das ehemalige Kloster, renoviert es als Sommerresidenz [...].

Scherenschnitt Banzer Mönche

Foto: Gerald Raab; Staatsbibliothek Bamberg; Staatsbibliothek Bamberg, HVG 41-14

Begabtenförderung– Banz als Zentrum gelehrter Mönche

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts genießt die Abtei Banz als Stätte und Zentrum der katholischen Aufklärung hohes Ansehen im gesamten deutsche Reich. Dazu tragen in erster Linie ihre gelehrten Mönche bei, die vielseitig gebildet und weltoffen in unterschiedlichen Wissensgebieten forschen und publizieren. Mit eigenen Zeitschriften, die vor allem eigene, aber auch Beiträge katholischen Gelehrten und Protestanten aus dem ganzen Reich veröffentlicht, tragen sie moderne Erkenntnisse aus den Bereichen der Philosophie, Theologie und Naturwissenschaften in die Katholische Kirche hinein.

Abt Gregor Stumm (1691-1769) legt durch die gezielte Auswahl begabter Novizen und deren fundierte Ausbildung den Grundstein für den hohen Wissensstand der Mönchsgemeinschaft in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die wissenschaftlichen Leistungen der gelehrten Mönche von Banz finden große Anerkennung bei den Zeitgenossen. Unter ihnen sind viele Namen bekannter Geisteswissenschaftler zu finden.

Wechselvolle Geschichte im 20. Jahrhundert

[...]  Am 5. Mai 1933 verkauft Herzog Wilhelm das ehemalige Kloster ohne den Großteil des dazugehörigen Wald- und Grundbesitzes an Bischof Xaver Geyer, den Gründer und Leiter der „Gemeinschaft von den Heiligen Engeln“, einem nicht vom Papst approbierten Orden zur seelsorgerischen Betreuung der katholischen Auslandsdeutschen. Mit mehr als 100 Mitgliedern – Priester, Brüder, Theologiestudenten – bezieht die Gemeinschaft 1935 Banz. Ihre Zahl schrumpft jährlich, bis schließlich im September 1939 der überwiegende Teil zur Wehrmacht eingezogen oder im Reichsgebiet zur Seelsorge eingesetzt wird. 1943 leben nur noch ein (von 32) Priester und drei (von 23) Laienbrüder in Banz.

Lazarettschwestern

Lazarettschwestern

Repro: Karl Ludwig Ostertag-Henning

Die Hauptgebäude stehen Ende 1939 und 1940 überwiegend leer, in der Folge bestimmt die Politik die Nutzung: Von Ende 1940 bis September 1941 als Durchgangslager für ca. 350 Bessarabiendeutsche, die nach Polen (Warthegau) umgesiedelt werden sollen. Nach dem Umbau dienen die Gebäude ab Juni 1942 der Wehrmacht als Reservelazarett, das von der Gemeinschaft bis August 1945, auch nach dem Einmarsch der Amerikaner am 11. April, geführt wird. Gegen Kriegsende strömen weitere Flüchtlinge, Evakuierte und Ausgebombte in die Gebäude, so dass nicht nur im Lazarett mit 380 Patienten, sondern auch in allen anderen Räumen inkl. der Klostergaststätte drangvolle Enge herrscht.

1941-1946 „Ort der Kunstbergung“ und Depot für „Beutekunst“

Ab 1941 wird in den Gewölbekellern Kunst- und Kulturgut  zum Schutz vor Bomben eingelagert. Das Germanische Nationalmuseum Nürnberg, die Staatsbibliothek Berlin, das Armeemuseum Prag, die Kunstsammlungen Veste Coburg deponieren Teile ihrer Sammlungen in der Klosteranlage. Zudem dient Banz ab Sommer 1944 als Wohnsitz von Kurt von Behr, der im Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg tätig ist. Er lässt zahlreiche Kunstschätze im untersten Keller des Südflügels des Schlosses deponieren, darunter “Waggonladungen von Büchern, die den Juden von Antwerpen geraubt worden waren“ (Bornschlegel S.94).

1946-1964 Altenheim

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges richtet die Caritas unter der Trägerschaft der Schulschwestern von Unserer Lieben Frau (Böhmen) in einem großen Teil des Klosters ein Altersheim für Flüchtlinge und Vertriebene ein. 1964 schließt die Caritas das Altersheim.

Die Gemeinschaft der Heiligen Engel, die sich erst in den 1950er-Jahren wieder der Auslandsseelsorge zuwenden kann, schrumpft immer mehr. Zuletzt leben nur noch zwei Priester und einige Laienbrüder in Banz. 1978 übernimmt die Hanns-Seidel-Stiftung die Anlage mit Ausnahme der Klosterkirche und des Gärtnerhauses.