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Medienpreis für politische Inflencer
Hanns-Seidel-Stiftung zeichnet Influencer aus

Im Oktober ist es wieder soweit: Zum dritten Mal vergibt die Hanns-Seidel-Stiftung den Medienpreis „Politische Influencer in den Sozialen Medien“, der insgesamt mit 6000 Euro dotiert ist. Dabei geht es nicht um die größten Meinungsmacher, sondern um seriöse politische Bildung, die junge Content-Creator auf Kanälen wie TikTok oder Instagram erfolgreich einem jungen Publikum anbieten. Einsendeschluss ist der 30. September 2023.

Eine junge Frau erklärt gerade etwas in eine Kamera.

"Wir Menschen sind immer auf der Suche nach Neuigkeiten, das liegt in unseren Genen und diese Neugier ist auch gut für ein politisches System." (Prof. Schützeneder)

gstockstudio; ©HSS; Adobestock

HSS: Herr Prof. Schützeneder, dieses Jahr vergeben wir zum dritten Mal den Preis für politische Influencer. Können sie kurz erläutern, worum es dabei geht?

Prof. Dr. Jonas Schützeneder: Der Preis will Belohnung und Ansporn sein – für junge Menschen, die in den Sozialen Medien Information und Orientierung zu politischen Themen bieten. Miteinander ins Gespräch kommen, Antworten und Argumente finden. Trotz diverser Schattenseiten: Soziale Medien bringen Menschen zusammen und haben so gesehen auch eine demokratische Funktion. Für den Preis kann man sich bewerben oder auch andere Personen vorschlagen. Die Hürden sind niedrig: Wir suchen Personen, die regelmäßig über Soziale Medien politische Themen bearbeiten oder diskutieren. Dabei legen wir auch Wert auf eine sorgfältige Recherche, anschauliche Präsentationen und gute Diskussionen. Der Ausspielkanal, die Reichweite und das Thema selbst sind weniger wichtig für die Qualifikation, das zeigt auch der Blick auf die Gewinnerinnen und Gewinner der vergangenen Jahre.

Sind politische Influencer wirklich hilfreich für die politische Bildung?

Der Begriff Influencer ist sehr negativ behaftet. Wer gibt schon gerne zu, dass er andere beeinflussen möchte? Oder sogar selbst beeinflusst wird? Trotzdem: Wir Menschen sind immer auf der Suche nach Neuigkeiten, das liegt in unseren Genen und diese Neugier ist auch gut für ein politisches System. Nicht nur im Bereich Sozialer Medien gilt: Vorsicht und kritische Betrachtung der Quellen. Nur wer Quellen und deren Hintergründe einschätzen kann, informiert sich letztlich sinnvoll. Und zum Glück haben wir trotz vieler Probleme in den Sozialen Medien eine Menge hervorragender Angebote von jungen Menschen, die niedrigschwellig, informativ und auch mal unterhaltend die wichtigsten Begriffe, Beispiele oder Entwicklungen in der Politik erarbeiten. Dadurch nehmen sie auch Einfluss auf die politische Bildung. In vielen Fällen ergänzen politische Influencer bereits bestehendes Wissen, zum Beispiel aus dem Schulunterricht oder der klassischen journalistischen Berichterstattung. Politische Influencer können positiv und ergänzend einen guten Beitrag leisten - vor allem für junge Zielgruppen.

PD Dr. Jonas Schützeneder vertritt die Professur für Journalismus und  
digitale Innovation an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Im internationalen Forschungsprojekt "JoIn-DemoS" beschäftigt er sich seit 2020 mit den wichtigsten Innovationen in der Medienbranche und ist zudem Juryvorsitzender beim Preis für politische Influencer.

PD Dr. Jonas Schützeneder vertritt die Professur für Journalismus und digitale Innovation an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Im internationalen Forschungsprojekt "JoIn-DemoS" beschäftigt er sich seit 2020 mit den wichtigsten Innovationen in der Medienbranche und ist zudem Juryvorsitzender beim Preis für politische Influencer.

PD. Dr. Jonas Schützeneder

Beeinflussen Influencer auch Wahlen, wie zum Beispiel demnächst in Bayern?

Aus Studien zum Wahlverhalten geht das bisher nicht hervor. Das Wahlverhalten ist sehr komplex. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle. Nur wenige Menschen würden sagen, dass sie nur wegen eines Influencers ihre Wahlentscheidung treffen. Auch wenn „influencen“ für beeinflussen steht, verstehen wir politische Influencer nicht als aktive Wahl-Beeinflusser, sondern als mögliche Helferinnen und Helfer auf dem Weg zu einer Wahlentscheidung. Wenn wir auf die Siegerinnen und Sieger der vergangenen Jahre blicken, wird schnell klar: Auf diesen Kanälen gibt es keine Wahlempfehlungen oder gar Forderungen. Es geht darum, dem Publikum Orientierung, zum Beispiel zu unterschiedlichen Wahlprogrammen und Personen, zu liefern. Dabei erinnern die Inhalte auch daran, dass wir das große Glück haben, frei wählen zu dürfen und eigene Entscheidungen zu treffen. Im Idealfall liefern politische Influencer einen Impuls zur Auseinandersetzung mit Politik, wecken dadurch Interesse und motivieren Interessierte zum Aktivwerden an.

In den vergangenen beiden Jahren haben jeweils zwei TikTokerinnen den Preis für politische Influencer gewonnen. Ist die Plattform schon auf Augenhöhe mit Facebook und Instagram?

Angesichts der gesamten Nutzungszahlen noch nicht ganz. Aber bei Minderjährigen ist TikTok je nach Studie sogar die wichtigste Plattform. Auf TikTok haben sich neue Trends und Maßstäbe durchgesetzt, die auch Instagram und der Meta-Konzern sehr genau und mit Sorge beobachten. Es ist bekannt, dass TikTok aktiv das Duell mit Instagram sucht und direkt auf Medienunternehmen in Deutschland zugeht und Kooperationen vorschlägt.

Viele der großen journalistischen Marken haben hierzulande Teams für TikTok aufgestellt und erforschen den Umgang mit der App. Das Konzept von TikTok, dass die reine Zahl an Followern weniger in Relation zur Reichweite steht, macht die Plattform überaus attraktiv. Vergleichen Sie es mit dem Lottogewinn: Jeder, der via TikTok mitmacht hat mit einem Post die Chance auf eine Millionen-Reichweite. Das macht es spannend die jüngsten Entwicklungen zu beobachten: TikTok hat Instagram herausgefordert und wird, sofern die Spannungen mit China nicht eskalieren, auch so schnell nicht verdrängt werden.

Letzte Frage zum Preis: Was macht ein Angebot aus Sicht der Jury preiswürdig?

Kreativität, Authentizität, Recherchequalität und eine Prise Humor können nicht schaden.

Vielen Dank für das Gespräch, Professor Schützeneder.

Anmerkung der Redaktion: Die Nutzung von TikTok ist nicht unumstritten. Die EU zum Beispiel hat aus Datenschutzgründen Mitarbeitern untersagt die Videoplattform zu nutzen. Auf Diensthandys ist die TikTok-App verboten. Unterstützung gibt es dazu aus Politik, Wissenschaft und Datenschützern. Deren Befürchtung: Die Daten könnten auch für ganz andere Zwecke mißbraucht werden.

Kontakt

Leiter: Thomas Kießling
Medien und Journalistische Förderung
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