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Welternährung – Experteninterview
Können wir den Hunger in der Welt besiegen?

Im Anschluss der Konferenz Fachforum ABC „Ernährung der Zukunft – Was essen wir im Jahr 2100?“ interviewten wir Hendrik Denker, Referent des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) über Möglichkeiten, den Hunger weltweit zu beenden.

Was will ich heute zu Abend essen? Koche ich selbst oder bestelle ich etwas zum Essen? Nahezu täglich machen wir uns darüber Gedanken, auf welches Gericht wir eigentlich gerade Lust haben. Oftmals sind wir sogar überfordert vom Angebot. Unser Privileg: Wir gehören nicht zu den rund 9 Prozent der Weltbevölkerung, die täglich Hunger leiden. Was muss sich ändern und welche Möglichkeiten gibt es zur Hungerbekämpfung? Darüber haben wir mit Hendrik Denker, Referent des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, gesprochen.

Hendrik Denker gibt in diesem Interview seine private Meinung wieder und nicht die Meinung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

HSS: Herr Denker, die Vereinten Nationen haben 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung in der Agenda 2030 aufgestellt. Das zweite Ziel dieser Agenda ist „Zero Hunger“. Aber was ist Hunger eigentlich genau?

Hendrik Denker: Hunger ist beschreibt den Mangel an Kalorien, die ein Mensch braucht, um davon täglich leben zu können. Außerdem geht es auch um die Mangelernährung, also darum, genügend Nährstoffe zu sich nehmen zu können, um sich gesund zu ernähren . „Zero Hunger“ heißt im Prinzip also einfach: Alle Menschen sollen genug Nahrung haben, um damit gesund leben zu können.

Zur Information

ABC-Fachforum 2021

Das Online-Fachforums ABC „Ernährung der Zukunft – Was essen wir im Jahr 2100?“ Anfang März 2021 untersuchte unter anderem, wie der weltweite Hunger ausgerottet werden kann. Klimawandel und Kriege verschärfen Mangelernährung. Diskutiert wurden auch die Produktion von Lebensmitteln und die Bedingungen, die nötig sind, damit alle Menschen genügend Nahrung erhalten können.

HSS: Gibt es konkrete Unterziele, um das große Ziel „Zero Hunger“ zu erreichen?

Hendrik Denker: Ja, die gibt es. Zum einen soll es einen universellen Zugang zu gesunder und sicherer Nahrung geben, zum anderen soll jede Form der Fehlernährung beendet werden. Die weiteren Ziele beschäftigen sich damit, wie das zu erreichen ist, beispielsweise die Erhöhung der Produktion in Kleinbetrieben. Außerdem gibt es Bestrebungen, die Produktion auch ökologisch nachhaltig zu gestalten: Wichtig ist zum Beispiel Saatgut zu nutzen, das auch unter auf Grund des Klimawandels geänderten Bedingungen, weiterhin verwendet werden kann.

HSS: Hat der Klimawandel einen Einfluss auf diese Hungerproblematik?

Hendrik Denker: Das ist sicherlich ein großer Treiber von Hunger. Der Klimawandel führt in ohnehin schon klimasensiblen Zonen dazu, dass Schwierigkeiten, die zu Hunger führen, verstärkt werden. Ein Beispiel hierfür ist die Sahel-Zone südlich der Sahara: Hier nimmt die Wüstenbildung zu und es müssen Techniken gefunden werden, mit denen auch in den veränderten Bedingungen, Landwirtschaft betrieben werden kann.

HSS: Gibt es einen konkreten Ansatz, um den Hunger zu bekämpfen?  

Hendrik Denker: Wir sind davon überzeugt, dass eine Welt ohne Hunger möglich ist – oder zumindest mit den richtigen Rahmenbedingungen – möglich sein kann. Um das erreichen zu können, muss sich das globale Ernährungssystem ändern. Dazu gehören Fragen wie: Wie und wo werden die Lebensmittel produziert? Wie können diese zu Preisen angeboten werden, die auch ärmere Menschen zahlen können? Wie bekommt man sie auf Märkte, auf denen ärmere Menschen bedient werden können? Und: Wie kann das alles geschehen ohne Raubbau an den natürlichen Ressourcen? 

Ein Ziel der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung sieht vor, den weltweiten Hunger zu besiegen.

Ein Ziel der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung sieht vor, den weltweiten Hunger zu besiegen.

Stas_V; HSS; iStock

HSS: Können wir persönlich etwas dafür tun, dass es weniger Hunger in der Welt gibt?

Hendrik Denker: In Situationen besonderer Not – beispielsweise Kriege, die ein anderer Treiber von Hunger sind, – ist Nahrungsmittelhilfe für diese Menschen besonders wichtig. Hier kann man als Einzelperson direkt an Hilfsorganisationen spenden oder sich bei ihnen engagieren. Die Frage der Ernährung ist auch allgemein im Hinblick auf die planetaren Grenzen wichtig für uns. Jeder Konsument kann sich darüber informieren, wie resourcenaufwändig seine Ernährungsweise ist, zum Beispiel welche Wege ein Produkt zurück gelegt hat auf dem Weg zu unserem Teller oder ob und wieviel Fleisch man zu sich nimmt. Aber das sind alles höchstpersönliche Fragen und es gibt – glaube ich – auch nicht die eine Antwort. Es gibt kein richtig oder falsch.

Sehr geehrter Herr Denker, vielen Dank für dieses Interview!

Das Interview führte Antonia Borsutzky, Stipendiatin der Hanns-Seidel-Stiftung.

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Isabel Küfer, M.A.
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